In seinem kleinen Laden im Dorf verkauft Diarra seine Bio-Dünger, mit denen auf den ausgelaugten Böden nachhaltig Erträge erwirtschaftet werden können. | © John Kalapo/Caritas Schweiz
In seinem kleinen Laden im Dorf verkauft Diarra seine Bio-Dünger, mit denen auf den ausgelaugten Böden nachhaltig Erträge erwirtschaftet werden können. | © John Kalapo/Caritas Schweiz
26.08.2021 – Aktuell

Bäuerinnen und Bauern in Mali passen sich dem Klima an

Caritas unterstützt die Ärmsten bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels

Der Wegnia-See in Mali hat früher viele Fischer- und Bauernfamilien ernährt. Als Folge der Klimaerwärmung trocknet der See langsam aus, die Menschen suchen nun ein Auskommen in der Landwirtschaft. Caritas Schweiz unterstützt sie bei nachhaltigen Anbaumethoden, welche die Ressourcen schonen.

Seit einigen Jahren arbeitet Seybou Diarra (34) im Caritas-Projekt am Wegnia-See mit. Der See hat früher unzähligen Familien eine Existenzgrundlage gegeben. Nun trocknet er langsam aus: der Regen kommt nicht mehr regelmässig, bleibt immer öfter ganz aus und die Dürreperioden werden länger. Wenn es dann plötzlich stark regnet, können die grossen Wassermengen auf dem ausgetrockneten Boden nicht einsickern und schwemmen Erde in den See, der langsam verlandet. Seybou engagiert sich nun im Caritas-Projekt und hilft so mit, dies zu verhindern.

Viele Menschen, die vorher Fischer waren, suchen nun ein Auskommen in der Landwirtschaft. Da die Ressourcen sehr knapp sind, ist ein schonungsvoller Umgang mit dem erodierten Boden und dem wenigen Wasser lebensnotwendig. Die Caritas unterrichtet die Bauern in nachhaltigen Anbaumethoden und ermöglicht den Zugang zu klimaresistentem Saatgut und biologischen Nährstoffen für den ausgelaugten Boden.

Biologischer Dünger für mehr Erträge

Das Leben von Seybou Diarra hat sich verändert, seit er im Caritas-Klimaprojekt arbeitet. Der Vater von sechs Kindern – vier Buben und zwei Mädchen – war vorher Bauer. «Die Ernteerträge reichten jedoch nicht aus, um meine Familie ernähren zu können», erzählt er. «Zudem gehen vier meiner Kinder bereits zur Schule. Die Gebühren waren für mich fast nicht mehr tragbar.» Seit er im Projekt von Caritas Schweiz engagiert ist, geht es ihm und seiner Familie besser. Seybou ist jetzt Unternehmer. Nachdem er an verschiedenen Caritas-Schulungen zu biologischen Anbaumethoden teilgenommen hat, ist er im Caritas-Projekt für sein Dorf Tienemba zuständig. Er verkauft biologischen Dünger, Bio-Nährstoffe für den Boden und Bio-Pestizide.

Bei einer lokalen Genossenschaft für Mikrokredite nahm Seybou einen Kredit auf, damit er die Bio-Produkte von «Elephant vert» kaufen konnte. Die Produkte enthalten wichtige chemische Elemente und Nahrungszusätze für die Erde. In seinem Dorf führt Seybou einen kleinen Laden, wo er die Bio-Produkte den Bauern verkauft. Seine Produkte sind sehr gefragt, denn die Landwirte sehen, dass sich ihre Ernte verbessert. Zudem stimmt das Preis-Leistungsverhältnis.

Sich den Folgen der Klimaerwärmung anpassen

Seit Seybou im Caritas-Projekt arbeitet, kann er seine Familie mit seinem Einkommen besser ernähren. Und er ist etwas zuversichtlicher, was die Zukunft seines Dorfes angeht. «Niemand kann die schwerwiegenden Folgen der Klimaerwärmung hier in der Region bestreiten», meint er. «Die Leute, die von der Landwirtschaft leben, verarmen langsam. Das Caritas-Projekt hat jedoch bereits eine Veränderung bewirkt.»

Die nachhaltigen Anbautechniken, welche nun alle Bauern anwenden, zeigen Wirkung. Steinmauern ziehen sich kilometerweise über die Felder: Sie halten das Wasser im Boden zurück und wirken der Erosion entgegen. Auch das Wiederaufforsten erhöht die Erdfeuchtigkeit. Die Bäuerinnen und Bauern pflegen ihre Jungbäume sorgfältig, denn sie schützen ihre Felder am effektivsten. Das Beschneiden der Bäume will jedoch gelernt sein und gehört auch ins Caritas-Programm. Die Landwirte der Region bauen inzwischen Mango-, Orangen- und Cashewbäume sowie Bananenstauden an. Gute Resultate erzielten die Bauern auch mit fünf verschiedenen Sorten optimierten Saatguts: Mais, Sorghum, Hirse, Erdnuss und Kuhbohnen. Durch engere Kontakte mit Käufern, die regelmässig zu angemessenen Preisen kaufen, erzielen sie bessere Preise für ihre frischen Produkte.

Präzise meteorologische Daten sichern Ernten

Wichtig für den Erfolg sind jedoch auch exakte Klima- und Wetteranalysen. Nur bei genauen Voraussagen – auch langfristig – wissen die Bäuerinnen und Bauern, wann sie was anpflanzen sollen. In Partnerschaft mit der Meteorologischen Weltorganisation (WMO) arbeitet Caritas daran, die Voraussagen für die Bauern zu verbessern. Von diesen würden auch die Bauern am Wegnia-See profitieren und könnten so ihre Situation verbessern. Durch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels stärkt die Caritas die Resilienz der Menschen. So beginnt ihr Weg aus der Armut.

Lisa Fry/Caritas Schweiz

Interessierte können den Klima-Newsletter der Caritas abonnieren.

 

Seybou Diarra kauft beim Grossisten seine Bioprodukte für den nachhaltigen Anbau ein, die er in seinem Dorf den Bauern verkauft. | © John Kalapo/Caritas Schweiz
Im kleinen Laden von Seybou Diarra erhalten die örtlichen Bäuerinnen und Bauern auch Beratung, welche Nährstoffe die Bio-Dünger enthalten. | © John Kalapo/Caritas Schweiz