08.04.2021 – Leserreaktionen

Der Glaube soll die Vernunft fragen

Zum Leserbrief von Rolf Butz, «Kirche heute» 14–15/2021

Ich habe die sieben Thesen von Maria 2.0 – wie Herr Butz – auch gelesen. Ich lese sie so:

  1. Die Amtskirche missachtet die Tatsache, dass Frauen und Männer vor Gott gleich sind (1 Mo 1,27 und Gal 3,28).
  2. Der Klerikalismus in der Kirche wird verurteilt. Das hat Papst Franziskus in seinem Brief vom 20. August 2018 an die Gläubigen auch schon getan.
  3. Der sexuelle und spirituelle Missbrauch «kirchlicher Machthaber» wird verurteilt. Soll das ungerecht sein?
  4. Die Respektierung eines «christlichen Menschenbildes» wird eingefordert. Verlangt das nicht auch die viel beschworene «Nächstenliebe»?
  5. Die Bindung des priesterlichen Dienstes an den Zölibat wird grundsätzlich in Frage gestellt. Welche Person, die in Zusammenhängen denken kann, kommt nicht zu diesem Schluss?
  6. Das Vertrauen in die Kirche ist erschüttert. Warum treten so viele aus der Kirche aus?
  7. Die Glaubwürdigkeit der Kirche hat grossen Schaden erlitten. Warum verhält sie sich so unbarmherzig – zum Beispiel gegenüber Hans Küng oder Gleichgeschlechtlichen?

Die Frage liegt auf dem Tisch: Welche glaubwürdigen Gegenthesen gibt es gegen die Thesen von Maria 2.0? «Der Glaube soll die Vernunft fragen», hat schon Anselm von Canterbury (1033–1109) gefordert. – Dieses tut Maria 2.0 exakt, völlig unabhängig vom «Zeitgeist» und ohne «verantwortliche Männer».

Martin Oberholzer-Riss, Basel