17.09.2020 – Leserreaktionen

«Priester oder Laie» ist nicht die Frage

Zum Leserbrief in Nr. 37–38/2020

Lieber Herr Butz, sicher sind Sie ein guter Katholik. Ich respektiere Ihre Sichtweise. Was mich aber stört, ist Ihre Kritik an den Evangelischen. Meine Schwiegermutter war eine Evangelisch-Reformierte. Sie heiratete katholisch und hat ihre Kinder zu guten katholischen Christen erzogen. Dabei musste sie oft Demütigungen durch ihre «lieben» katholischen Mitmenschen hinnehmen. Wenn ich mit ihr zum reformierten Gottesdienst ging, beeindruckte mich, wie der Pfarrer sich am Ende des Gottesdienstes an der Ausgangstüre mit Händedruck persönlich von jedem verabschiedete.

Die Frage ist nicht, «katholisch oder evangelisch?» und auch nicht «Priester oder Laie?». Die Botschaft Jesu enthält viele wertvolle Perlen für unser Leben. Die Frage ist, wer (ob Laie oder Priester) wie viel aus dieser Botschaft herausarbeiten und für heute umsetzen und vermitteln kann. So wird diese Botschaft zur Lebenshilfe. Ein Gottesdienst, der von einem Priester mit dem immer gleichen Ablauf und Wortlaut ohne Bezug zum Heute gehalten wird, ist keine grosse Hilfe. Damit rede ich nicht gegen die heilige Messe. Ich erlebe auch gute Priester. Für den Gottesdienstbesucher ist wichtig, dass seine Probleme und seine Lebensumstände im Gottesdienst mit einbezogen werden.

Die Instruktion aus Rom ist schwer verständlich. Der Geist Gottes weht, wo und wie er will, nicht wo es Menschen bestimmen. Niemand kann die absolute Wahrheit besitzen. Nach Jesus muss sich alle Glaubens- und Wahrheitssuche und ihre Vermittlung der Liebe unterordnen.

Peter Schmidlin, Dittingen