17.09.2020 – Leserreaktionen

Ecclesia semper reformanda (?)

Zur Instruktion der Kongregation für den Klerus («Kirche heute» Nr. 33–34/2020 und folgende)

Der Ton der aktuellen Debatte über die Instruktion der Kleruskongregation überrascht mich. Natürlich muss die Kirche auf die Herausforderungen der Zeit reagieren, und die Diskussion darüber, wie dies am besten geht, ist notwendig.

Echte Diskussion kann jedoch nur stattfinden, wenn wir glauben, dass der Gesprächspartner das gleiche Ziel hat wie wir, auch wenn die vorgeschlagene Lösung sehr unterschiedlich sein kann. Beide Seiten müssen auch dafür offen sein, ihre Meinung aufgrund überzeugender Argumente zu ändern. «Rom will dies und das diktieren» oder «Unerträgliches Detail für Schweizer Ohren» sind weder Argumente noch Einladungen zur Diskussion.

Hier ist das gemeinsame Ziel für Rom und seine Kritiker, glaube ich, die Grundaufgabe der Kirche zu unterstützen: Gott zum Menschen und Menschen zu Gott zu bringen. Gutes Management und andere Aktivitäten sind hilfreich, sie können dies aber nicht allein erreichen. Eine perfekt durchorganisierte Kirche, die aber nicht als oberste Priorität versucht, Hunger nach Gott zu wecken und zu stillen, wäre wie ein Kamin, in dem das Feuer erlischt. Immer noch warm, aber ohne die innere lebendige Kraft.

«Seid heilig, denn ich bin heilig» ist die Aufgabe Gottes für jeden von uns, die unabhängig vom Organisationsmodell der Kirche gelebt werden kann und muss. Vielleicht schlägt das «Vatikanpapier» vor, dass wir statt Laien, welche Sakramente spenden können, vielmehr Laien (und natürlich Priester) benötigen, die es Gott erlauben, in ihnen selbst zu wirken und so zu «Sakramenten» zu werden – sichtbare Zeichen unsichtbarer Gnade Gottes.

Jaroslav Ferenc, Basel