Ob die Römer hier mit Philipp Neri lachten? Kleiner Platz bei der Kirche Santa Maria della Vallicella oder Chiesa Nuova, die Neri erbauen liess. | © Valeriy Ded/wikimedia
Ob die Römer hier mit Philipp Neri lachten? Kleiner Platz bei der Kirche Santa Maria della Vallicella oder Chiesa Nuova, die Neri erbauen liess. | © Valeriy Ded/wikimedia
14.05.2020 – Impuls

Philipperbrief 4,4–7

Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde ­allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.       

Einheitsübersetzung 2016

 

Ach, lasst uns doch darüber lachen!

Philipp Neri ist mir aus der Studienzeit in Rom ein Begriff, da ich mit einem Mönch befreundet war, der mir auf unseren ausgedehnten Spaziergängen durch Rom immer wieder von ihm erzählte. Man spricht in den entsprechenden Quartieren heute noch von Philipp Neri so, als ob es nur ein paar Jahrzehnte her wäre. So manche Anekdote ist von ihm überliefert. Bischofsvikar Dybowski aus Berlin hält die folgende fest:

Eines Tages lief Philipp Neri mit einer kleinen Schachtel durch die Strassen Roms, die Augen suchend auf den Boden gerichtet. «Was suchst du, Felipe?», sprachen ihn die Leute an. «Ich suche kostbare Perlen», antwortete er, ohne das Suchen zu unterbrechen. Die Leute schüttelten den Kopf und lachten ihn aus. «Kostbare Perlen findet man am Meer, aber nicht in den dreckigen Strassen Roms.» Doch Neri gab die Sucherei nicht auf. «Hast du denn schon eine Perle gefunden?», fragte ihn jemand neugierig. Philipp Neri antwortete: «Ja, natürlich!» und liess den neugierigen Frager in seine Schachtel schauen. Dieser lachte hell auf, und so wollten auch alle anderen hineinschauen. Alle lachten, denn in der Schachtel war ein Spiegel, und jeder sah sich selbst als kostbare Perle.

Guter Humor ist eine Quelle der Inspiration, weil er es einem erleichtert, locker und kreativ zu bleiben. Das darf ich an meiner gegenwärtigen Arbeitsstelle entdecken, mit einem mir liebgewonnenen Lehrerkollegen. War der Schulalltag wieder mal anstrengend oder gar demotivierend, so vermag er mich mit seinem Humor stets aufzubauen und zum Lachen zu bringen. Damit relativiert sich das Vorgefallene und wird erträglich. Lachen lockert die Muskeln. Seit ich mit diesem Kollegen zusammenarbeite, habe ich mir vorgenommen, jede Woche einen Witz zu lernen. An gewissen Tagen hilft es jedoch schon, sich nach dem Aufstehen im Spiegel zu betrachten, um sich ein Lächeln zu entlocken!

Bei meinem Kollegen lerne ich, was es heisst, auch mal über sich selbst zu lachen und nicht alles auf die schwere Schulter zu nehmen. Ob Philipp Neri wohl deshalb einen adeligen Kandidaten damit beauftragte, vor der Aufnahme in den Orden mit einem angehängten Fuchsschwanz durch die Stadt Rom zu gehen, was dieser ablehnte?

Ein gesunder Humor verhilft zu einer guten Portion Grosszügigkeit und Gelassenheit, sich selbst und anderen gegenüber. Es ist nicht gut, stets alles auf die Goldwaage zu legen und mit übermässigem Ernst Prinzipien und Regeln einzufordern. Gerade im Schulalltag ist es wichtig, trotz der oft geforderten Strenge, im rechten Moment grosszügig und gelassen zu sein und die eigenen Regeln und Prinzipien zu brechen. Ansonsten wird es sehr schnell eine steife Geschichte mit wenig Kreativität und Nachhaltigkeit.

Philipp Neri ist es gelungen, den Menschen in Rom in Erinnerung zu bleiben, weil er diese Balance beherrscht hat. Er konnte die wichtigen und teilweise auch ernsten Inhalte der christlichen Botschaft mit seinem Witz und Charme ins Spiel bringen und so als gütiger Heiliger in Erinnerung bleiben.

An dieser Stelle will ich versuchen, Ihnen ein Lächeln zu entlocken: Es fragt der Ehemann seine Gattin: «Was magst du mehr, meinen wunderschönen Körper oder meine überragende Intelligenz?» Sie antwortet ihm nach kurzem Überlegen: «Eher deinen Sinn für Humor!» Gehen Sie mit Schwung und Gelassenheit durch die nächsten Tage!

Mathias Jäggi, Theologe und Sozialarbeiter, arbeitet als Berufsschullehrer