02.04.2020 – Aktuell

Jubel, Trauer, Tod und Freude:
Impulse zu den Schrifttexten von Palmsonntag bis Ostern

Palmsonntag

Matthäus 21,1–11: Der Einzug in Jerusalem

Eine Eselin spielt eine Rolle. Nicht ein Pferd, das für den Krieg genutzt wird, sondern ein friedliches Lasttier. «Der Herr braucht sie.» Mich fragen: Kann ich diese Aussage auf mich beziehen? Lasse ich mich «brauchen», um die Botschaft Jesu weiterzugeben? Was kann es in dieser Situation, in der alles stillsteht, bedeuten, von Jesus «gebraucht» zu werden?

Matthäus 26,14 bis 27,66: Die Passion

Die Leidensgeschichte. Sie angesichts des Leidens so vieler ganz anders, bewusster lesen als sonst. Welche Hoffnung auf Linderung des Leidens trage ich in mir? Kann ich in der Passionsgeschichte schon die Auferstehung ahnen?

Ich kann grüne Zweige schneiden, sie segnen und meine Wohnung damit schmücken.

 

Hoher Donnerstag

1. Korintherbrief 11,23–26: Die Einsetzung des Abendmahls

«Tut dies zu meinem Gedächtnis!» Genau das ist uns in dieser Situation aufgetragen. Es soll nicht abbrechen, was vor 2000 Jahren Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern hinterlassen hat. Wie sehr lebe ich aus der Eucharistie, aus der Vergegenwärtigung Jesu im Heute? Brauche ich sie so dringend wie das tägliche Brot?

Johannes 13,1–15: Die Fusswaschung

Eine ungewöhnliche Geste. Der Herr macht sich zum Sklaven. Wie viele Menschen tun jetzt unermüdlich Dienst für andere, um jetzt das Leben aufrechtzuerhalten? Ohne Schonung, ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit? Was kann ich selber tun?

 

Karfreitag

Johannes 18,1 bis 19,42: Die Passion

Mit Jesus mitgehen. Vom Garten und der Verhaftung bis zu seinem Tod. Es macht für ihn einen Unterschied, ob ich da bin oder nicht. Auch wenn ich nur von Weitem zuschaue. Für viele ist dieser Karfreitag in diesem Jahr Realität. Kenne ich Menschen, die jetzt isoliert im Krankenzimmer sind? Darf ich selber einen kranken Angehörigen nicht besuchen? Lege ich all das, was ich als Kreuz trage, vor das Kreuz. Damit es verwandelt werde.

 

Karsamstag

Der Tag der Grabesruhe. Gehen Sie nach draussen. Suchen Sie nach Zeichen in der Natur dafür, dass das Leben stärker ist als der Tod.

 

Osternacht

Genesis 1,1 bis 2,2: Die Schöpfungsgeschichte

«Und siehe, es war sehr gut.» Das möchte ich so sehr glauben. Kann ich das?

Exodus 14,15 bis 15,1: Der Auszug aus Ägypten

Gott steht auf der Seite der Verfolgten. All das, was mich verfolgt, darf ich symbolisch ertrinken lassen.

Jesaja 54,5–14: Die Sehnsucht nach Jerusalem

Die Sehnsucht nach einem Ort, einer Zeit, in der ich mich nicht mehr zu fürchten brauche, in der kein Schrecken an mich herankommt. Diese Sehnsucht aussprechen vor Gott.

Ezechiel 36,16–28: Ein neues Herz

Er, Gott, macht uns neu. Er macht die ganze Schöpfung neu. Er verlässt uns nicht. Wir werden ihm Volk sein, und er wird uns Gott sein.

Matthäus 28,1–10: Die Frauen am leeren Grab

Auch mir wird die Botschaft verkündet: Er ist von den Toten auferstanden. Was bedeutet das für mich genau heute? Kann ich Freude empfinden darüber, dass der Tod überwunden ist, auch wenn es den Anschein nicht hat? Kann ich das Halleluja singen – vielleicht mit Tränen in den Augen?

 

Ostersonntag

Johannes 20,1–18: Das leere Grab und die Erscheinung Jesu vor Maria von Magdala

Maria von Magdala wird ausgesendet. Sie soll die Botschaft vom neuen Leben weitersagen. Sie ist Apostelin. Ich bin gesendet, die Botschaft vom neuen Leben auch in dieser Situation weiterzusagen. Lasse ich mich im Herzen berühren davon, dass das Leben stärker ist als der Tod?

 

Ostermontag

Lukas 24,13–35: Der Weg nach Emmaus

So fremd, wie Jesus den Jüngern ist, ist er auch bisweilen mir. Doch er ist da, auf meinem Weg, als der Lebendige. Erkenne ich ihn im Brotbrechen? Brennt mir das Herz, wenn ich über die Schrifttexte mit ihm im Gespräch bin?

Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest. Halleluja, Christus lebt! – wenn wir das aus tiefem Herzen bekennen können, können wir weitergehen mit dem Auferstandenen an der Seite in eine ungewisse Zukunft.

So segne uns und alle Menschen, die wir lieben, Gott, der Lebendige.

Er schenke uns tiefe österliche Freude und Zuversicht, die nicht stirbt.

Er begleite uns mit seinem Segen heute und alle Tage unseres Lebens.

Amen.

Dorothee Becker, Pfarrei Heiliggeist