30.12.2017 – Hintergrund

Basel-Stadt verweigert Bewilligung für Karmeliterpater

Der Stiftungsrat des Klosters zieht das Einreiseverbot des Kantons vor das Verwaltungsgericht

Schock für das Karmeliterkloster Basel: Ein ihm vom Orden neu zugewiesener Pater aus Indien erhält vom Kanton Basel-Stadt keine Aufenthaltsbewilligung. Der Prior des Klosters ist überrascht und besorgt.

Das Karmeliterkloster im multikulturellen Klybeck-Quartier im Kleinbasel zählt zurzeit drei Patres, die aus Indien stammen. Der Orden schickt seine Mitglieder in der Regel nach zwei bis drei Jahren in ein anderes Kloster. Im Basler Karmeliterkloster wirkten früher fünf Patres. Jetzt sollten zwei neue Priester aus Indien nach Basel kommen. Das Aufenthaltsgesuch des einen ist hängig, das andere wurde im Oktober überraschend vom kantonalen Migrationsamt abgelehnt. Den Rekurs der Stiftung Kloster der Karmeliter in Basel hat Regierungsrat Baschi Dürr, Vorsteher des Justiz- und Sicherheitsdepartements, jetzt abgewiesen, wie die «Basler Zeitung» berichtete.

Prior Pater Austin ist ratlos: «Ich verstehe es nicht.» Die Karmelitergemeinschaft brauche Jacob Lalu, so der Name des abgewiesenen Priesters. Anwalt Stefan Suter, Präsident der Klosterstiftung, bestätigt: «Der Bewerber erfüllt alle Formalitäten. Der Aufenthalt ist finanziell gesichert, die Wiederausreise garantiert.» Es sei das erste Mal, dass ein Gesuch eines Karmeliters abgelehnt werde. Eine Praxisänderung des Kantons könnte die Zukunft des Klosters in Frage stellen. Suter hat darum den Regierungsratsentscheid beim Verwaltungsgericht angefochten. Er fragt sich: «Hat Regierungsrat Baschi Dürr etwas gegen die christliche Seelsorge?»

«Die Karmeliter sind für uns eine riesengrosse Hilfe», erklärt auf Anfrage Marcus Scheiermann, Pfarrer der Basler Pfarrei St. Clara. Sie hielten jeden Abend Eucharistiefeiern in der Clarakirche, spendeten Krankenkommunion und Krankensalbung in den Basler Spitälern. Ihre Beichtdienste und Einzelgespräche seien bei den Gläubigen sehr geschätzt, auch habe ihre Gemeinschaft stets eine offene Tür.

«Umgehung verhindern»

Laut «Basler Zeitung» begründete das Migrationsamt das Einreiseverbot mit der Befürchtung, der Mönch könnte «seelsorgerisch tätig» sein. «Regierungsrat Baschi Dürr hat nicht für oder gegen den Karmeliterorden entschieden», antwortete Mediensprecher Toprak Yerguz, auf Anfrage von «Kirche heute». Es gelte zu verhindern, dass zu Ausbildungs- und Weiterbildungszwecken bewilligte Aufenthalte zur Umgehung der strengeren Zulassungsvoraussetzungen für andere Aufenthaltszwecke benutzt würden. «Es gibt keine grundsätzlich neue Praxis», so der Mediensprecher. Zum vorliegenden, noch hängigen Einzelfall könne er keine detaillierten Angaben machen.

Christian von Arx

Landeskirche ist befremdet

Der Kirchenrat der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt und der Stiftungsrat des Karmeliterklosters nehmen in einer Medienmitteilung vom 20. Dezember «mit grossem Befremden und Unverständnis» davon Kenntnis, dass das Migrationsamt Basel-Stadt die Einreise und den befristeten Aufenthalt eines Priester des Karmeliterordens abgelehnt hat, weil der Pater «seelsorgerisch tätig» sein könnte. Der betroffene Mönch beabsichtige, in Basel Deutsch zu lernen und in seiner Freizeit als Priester im Dienst der Seelsorge tätig zu sein, schreiben Kirchenratspräsident Christian Griss und Stiftungspräsident Stefan Suter. Im Kloster an der Mörsbergerstrasse lebe seit 2007 eine Gruppe von drei bis fünf indischen Mönchen, bis heute seien elf Mönche dort aktiv gewesen. Sie wirkten als Priester und Seelsorger in der Kirche St. Clara, aber auch in anderen Pfarreien der Region und als Notfallseelsorger, dies unentgeltlich rund um die Uhr. «Aufgrund der langjährigen guten Erfahrungen mit dem Karmeliterorden in Basel ist die Begründung der Migrationsbehörden nicht nachvollziehbar», schreiben Griss und Suter. «Wir erwarten von Regierungsrat Baschi Dürr, dass er nach der Lektüre des Gesuchs und Abklärungen zur Einrichtung des Karmeliterklosters Basel auf seinen Entscheid zurückkommt.»

cva