06.08.2019 – Welt

Grundstein für ersten Kirchenbau in der Türkei seit fast 100 Jahren

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am 3. August in Istanbul den Grundstein für den Bau einer syrisch-orthodoxen Kirche gelegt. Es ist der erste Kirchenneubau seit Gründung der Republik 1923. Der Istanbuler syrisch-orthodoxe Bischof Yusuf Cetin sprach von einem historischen Tag für seine Kirche. Das Gotteshaus steht im Stadtteil Bakirkoy im europäischen Teil der Stadt. Eine ältere syrisch-orthodoxe Kirche steht bereits im Stadtteil Beyoglu. Weil sich aber in Bakirkoy besonders viele syrische Flüchtlinge niedergelassen haben, bot sich dieser Standort an. Unter den rund 3,6 Millionen syrischen Neuankömmlingen in der Türkei, von denen eine halbe Million in Istanbul leben, sind rund 17’000 syrisch-orthodoxe Christen.

Der Grundsteinlegung ist ein langer Prozess vorausgegangen. Erstmals besprochen wurde ein solcher Bau 2009. Für Probleme sorgte die Tatsache, dass sich ein Teil des Geländes auf einem ehemaligen katholischen Friedhof befindet. Die Kirche soll in zwei Jahren fertiggestellt sein. Für die Religionsfreiheit in der Türkei ist der Neubau ein wichtiges Signal, wenn auch zahlreiche Probleme bestehen bleiben. Zwar ist das grossmehrheitlich sunnitisch-muslimische Land seit 1923 ein offiziell laizistischer Staat, in dem die Religionsfreiheit gilt. Doch nur die jüdische Gemeinschaft, Griechisch-Orthodoxe und die armenische Kirche gelten als offiziell anerkannte religiöse Minderheiten. Nur mit diesem Status ist der Besitz von Land erlaubt. Darunter litten insbesondere die syrisch-orthodoxen Aramäer. Im Zuge einer Gemeindegebietsreform im Südosten des Landes fielen zahlreiche ihrer Klöster über Umwege sogar an die staatliche Religionsbehörde Diyanet. Erst im Sommer vergangenen Jahres wurden rund 50 Klöster und Liegenschaften an die Gemeinde zurückgegeben. kath.ch