27.06.2019 – Editorial

Kirchenfrauen

Ganz automatisch drückte ich letzte Woche das Wort in die Computertasten: Kirchenfrauen. Dabei kann ich mich nicht erinnern, diesen Ausdruck schon jemals verwendet zu haben, bevor der Frauenstreik auf die Tagesordnung kam. Bisher war mir nur der Kirchenmann geläufig, was laut Duden so viel bedeutet wie «Mann in einer hohen kirchlichen Position».

Mit dem Wort Kirchenfrauen versuchte ich unter den zahllosen Teilnehmerinnen am Frauenstreik vom 14. bis 16. Juni diejenigen zu bezeichnen, die für die Gleichberechtigung in der Kirche aufgetreten sind. Das waren Seelsorgerinnen, Katechetinnen und weitere Mitarbeiterinnen, freiwillig Engagierte und Frauen, die einfach am kirchlichen Leben teilnehmen. Kirchenfrauen sind also keine «Frauen in hohen kirchlichen Positionen».

Auch ohne Machtpositionen haben die Kirchenfrauen im ersten Halbjahr 2019 einiges bewegt. Soeben wird bekannt, dass der Bischof von Basel das Spenden der Taufe, vielleicht die ֿ«urchristlichste» Handlung überhaupt, nicht mehr geweihten Priestern und Diakonen oder allenfalls noch Gemeindeleitenden vorbehalten will. Es soll jetzt normal werden, dass alle Seelsorgenden, die in einem Pastoralraum mitarbeiten, auch taufen dürfen. Gesuche für jeden Einzelfall braucht es nicht mehr. Das ist bestimmt für viele Betroffene, Frauen wie Männer, ein wichtiger Schritt. Es war für sie bis jetzt eine der harten Zurücksetzungen, dass sie zwar überall Arbeit übernehmen durften, dann aber doch nicht gut genug für eine Taufe waren.

Auch bei den Berufsbezeichnungen räumt das Bistum Basel Ärgernisse weg. Eine Frau oder ein nicht geweihter Mann blieb in der Seelsorge bis jetzt lebenslang Pastoralassistent oder Pastoralassistentin, auch wenn sie oder er im Alltag keineswegs Assistent/in eines Priesters war. Ab dem 1. August heissen sie jetzt Pfarreiseelsorgerin und Pfarreiseelsorger. Die unnötige Herabstufung entfällt. Auch Laientheologinnen und Laientheologen gibt es im Bistum Basel nicht mehr. Sie dürfen jetzt heissen, was sie sind: Theologen und Theologinnen. In unserem allgemeinen Sprachgebrauch ist der Laie jemand, der von einer Sache nichts versteht. Das waren die Laientheologinnen nie.

Am 14. Juni hörte ich eine Pastoralraumleiterin sagen: «Mit den Frauen kann die Kirche nur gewinnen.» Sie hat recht. Ob sie auch Recht bekommt, ist noch offen.

Christian von Arx