14.06.2019 – Aktuell

«Jude»-Rufe liegen drei Jahrzehnte zurück

Klarstellung zum Bericht über die heutige antisemitische Welle

Unter dem Titel «Schlimmste antisemitische Welle seit den 30er-Jahren» berichtete «Kirche heute» in Nr. 23/2019 und auf www.kirche-heute.ch über einen Vortrag des Historikers Simon Erlanger bei der römisch-katholischen Pfarrei Oberdorf, der unter anderem der Frage galt, wie die jüdische Gemeinschaft in der Region Basel den Antisemitismus erlebt. In dem Vortrag erwähnte der Referent eigene Erlebnisse, bei denen aus den Reihen der Muttenzerkurve im Stadion St. Jakob «Jude»-Rufe gegen Schiedsrichter zu hören waren. Aufgrund von Protesten heutiger FCB-Fans nach der Publikation des Berichts hat sich gezeigt, dass Simon Erlanger dabei von Erlebnissen der späten Achtziger- und der frühen Neunzigerjahre sprach. Er hält fest, dass die von ihm erlebten Äusserungen in der Muttersprache rund drei Jahrzehnte zurückliegen. Mit der heutigen Situation in Europa, die er als eine der schlimmsten antisemitischen Wellen seit den Dreissigerjahren erkennt, habe das Ereignis aus den frühen Neunzigerjahren wenig zu tun.

Die Redaktion von «Kirche heute» stellt somit klar, dass sich die erwähnten Erlebnisse nicht auf die heutigen Fans der Muttenzerkurve beziehen. Diese haben mit antisemitischen Rufen von damals nichts zu tun. Die Redaktion bedauert es, wenn in ihrem Bericht der Eindruck entstanden ist, es handle sich um Vorkommnisse der jüngsten Zeit.

Christian von Arx, Chefredaktor «Kirche heute»

 

Stellungnahme der «Fanarbeit Basel»

Die «Fanarbeit Basel» hat der Redaktion eine Stellungnahme zukommen lassen, die nachstehend im Wortlaut wiedergegeben wird.

«Gegendarstellung der ‹Fanarbeit Basel›

In ihrer Ausgabe 23/2019 publizierte ‹Kirche heute› unter dem Titel ‹Schlimmste antisemitische Welle seit den 30er-Jahren› einen Artikel, der sich mit einem Referat von Dr. Simon Erlanger, Lehr- und Forschungsbeauftragter für Jüdisch-Christliche Forschung der Universität Luzern, in Oberdorf BL befasst. Thema des Vortrages war die Zunahme antisemitischer Vorfälle und Übergriffe auf Jüdinnen und Juden in ganz Europa und speziell auch in Basel.

Im besagten Artikel, der in einer Zweitverwertung auch im reformierten ‹Kirchenbote› und auf den Websites der beiden Publikationen erschien, wird Referent Erlanger wörtlich wie folgt zitiert: ‹Ist die Muttenzerkurve gegen den Schiedsrichter aufgebracht, schreit sie ‚Jude, Jude, Jude‘.›

Die ‹Fanarbeit› Basel nimmt dazu wie folgt Stellung:

  • Der entstandene Eindruck, dass in der Muttenzerkurve eine antisemitische und rassistische Stimmung vorzuherrschen scheint, ist schlicht falsch.
  • Die ‹Fanarbeit Basel› ist erleichtert, dass Referent Erlanger auf Nachfrage festhielt, dass sich sein Vorwurf betreffend die ‹Jude, Jude, Jude›-Sprechchöre aus der Muttenzerkurve ausschliesslich auf Ereignisse vor 30 und mehr Jahren bezogen habe, dass es sich um eigene Augenzeugenberichte handle und dass er diese Aussage erst auf eine Anfrage aus dem Publikum getätigt habe.
  • Ohne frühere Vorfälle dieser inakzeptablen Art zu bagatellisieren, halten wir damit fest, dass es nicht ein einziges winziges Indiz gibt, wonach derart skandalöse Ereignisse heute oder in den letzten Jahren geschehen sind, sondern dass sie tatsächlich Jahrzehnte zurückliegen.
  • Wir bewegen uns seit über 15 Jahren in den Fansektoren und kennen sämtliche Fangesänge und Sprechchöre der Muttenzerkurve. Deshalb legen wir mit absoluter Sicherheit und Überzeugung fest, dass weder heute noch in den vergangenen Jahren in der Muttenzerkurve antisemitische Sprechchöre skandiert werden und auch keine Gesänge mit rassistischem, antisemitischem, sexistischem oder homophobem Inhalt zu hören sind.
  • Durch die Tatsache, dass Referent Simon Erlanger selber die zeitliche Einordnung seiner Vorwürfe des Antisemitismus um 30 und mehr Jahre zurückverlegt und in keiner Weise mit der Aktualität in Zusammenhang bringt, erwarten wir ohne weitere konkrete Schuldzuweisungen eine völlige Rehabilitation der aktuellen Muttenzerkurve zu diesem Thema.

Ornella Pessotto,  Fanarbeiterin Basel

Christian Strasser, Fanarbeiter Basel»