03.03.2018 – Editorial

Zum Krankensonntag

Wer ernsthaft krank ist, braucht eine gute Pflege und Behandlung. Dann sind wir froh, wenn wir uns nicht um die Kosten sorgen müssen. Dafür gibts bei uns Krankenkassen. Doch seit mehr als 20 Jahren steigen deren Prämien unaufhaltsam. Der ehemalige Basler Chefarzt Da­niel Scheidegger, Präsident der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, brauchte vor drei Monaten in einem Zeitungsinterview ein starkes Wort: «Wenn die Kosten ungebremst weitersteigen, kommt es irgendwann zum Volksaufstand.» Denn kein Anlauf hat es bisher vermocht, den Trend zu brechen. So lösen die alljährlichen Prämienanstiege ein Gefühl der Ohnmacht aus.

Aber das Kranksein hat andere Aspekte, in denen wir etwas bewirken können. Erinnern Sie sich daran, wie Sie sich fühlten, als Sie das letzte Mal krank waren? Es fehlt die Kraft, für sich selbst zu sorgen. In dieser Lage wird man unendlich dankbar für Zuwendung, Hilfe und Pflege. Die Krankheit führt uns vor Augen, was wir in gesunden Tagen gern vergessen: Dass wir in allen Unternehmungen, von klein auf bis ins hohe Alter, immer auf andere angewiesen sind. Auch dann, wenn wir uns gesund und stark fühlen.

Die Erfahrung von Krankheit und Gebrechlichkeit gehört zu jedem Menschsein. Manchmal, in einem lichten Moment, schafft sie es, uns bescheidener zu machen. Indem sie uns unverhofft klar macht, wie sehr wir auf unsere Helferinnen und Begleiter angewiesen sind, wie viel wir ihnen verdanken: Alles.

Es ist spannend, dass in den Büchern der Heiligen Schrift immer wieder von kranken Menschen die Rede ist. «Ich war krank und ihr habt mich besucht», lässt der Evangelist Matthäus Jesus im Gleichnis vom Gericht über die Völker sagen. Nicht «ihr habt mich geheilt» oder «ihr habt mich gepflegt» – nein, allein der Besuch bei einem Kranken macht hier den Unterschied, ob einer zu den Gerechten gehört. Bekanntlich nimmt Jesus in jenem Gleichnis die verwunderte Rückfrage vorweg und macht allen klar: «Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.» Dieses Evangelium erklärt den Krankenbesuch zur Christenpflicht. Das nenne ich eine menschenfreundliche Religion.

Wer einmal krank war, weiss, wie gut so ein Besuch tun kann. Übrigens auch den Gesunden! Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es: Machen wir wieder einmal einen Besuch. Am Krankensonntag vom 4. März, oder auch in den Tagen und Wochen danach.

Christian von Arx