02.04.2020 – Leserreaktionen

Zeit für eine «Coronation-Passion»

Neue Chancen in den Bedingungen der Coronavirus-Pandemie

Es befremdet mich ungemein, wenn ich – als Angehöriger der «Risikogruppe  70» – nicht mehr «live» an regulären Gottesdiensten – Abendmahlsfeiern, Eucharistiefeiern, Taufen, Hochzeiten und eventuell sogar Bestattungen – teilnehmen kann. Ich denke, für den gelebten und religiösen Glauben mit dessen ökumenischer Ausrichtung und Vereinigung braucht es überhaupt keine Quarantäne, keine räumliche Absonderung oder Isolation und darf es auch nicht geben. Mit Vorsicht und grossem Respekt: Ja zur notwendigen Distanz und ja zur Vermeidung von direkten körperlichen Kontakten, zu Hygiene und zu dazu geeigneten rigorosen behördlichen Massnahmen.

«Parke die Hast – das Andere bestaune», lebt uns ein älterer und weiser Kulturschaffender (Max Sauk, geboren 1929, lebt in Holzen bei Weil am Rhein) vor. Unsere Chance ist jetzt: Keine Panik-Angst, kein Entsetzen. Bleiben wir immer – in diesem e-Zeitalter – medial, digital, virtuell online, mit elektrischem Strom, hier am Rhein-Knie-Fluss, abwärts und aufwärts ins Meer (gen Norden in andere Gefilde) und entdecken wir vielleicht und jetzt – in der schweren Passionszeit – zum Beispiel eine Musik von Bach oder ein Lied von einem Bächlein.

Wer weiss – oder als erfahrener Chorist habe ich noch eine andere Idee: Jetzt ist die Zeit für Musikschaffende und/oder Komponisten, durchströmt, durchlässig, sichtig und stimmig, eine «Coronation-Passion» musikalisch zu kreieren und umzusetzen und dieses Werk dann – «urbi et orbi» – eventuell im Münster oder in der Klosterkirche in Einsiedeln ur-aufzuführen.

Vielleicht erleben wir dies oder das in unserer absehbaren und endlichen Zukunft noch. Vorläufig braucht es ein Besinnen, neue Orientierung, Solidarität und neue Auseinandersetzungen – und viel Lesestoff und bewegende Musik. Carpe diem und packen wirs an! Tempora mutantur et nos mutamur in illis (Kaiser Lothar I.,  795–855).

Alexandre Dirac-Patiño, Basel