29.04.2019 – Aktuell

«Wir können diese brutale Gewalt nicht verstehen»

«Das ganze Land steht unter Schock. Es ist eine Tragödie.» So beschreibt Bischof Warnakulasurya Wadumestrige Devasritha Valence Mendis im Gespräch mit dem katholischen Hilfswerk «Kirche in Not» die Situation nach den Bombenanschlägen auf Kirchen und Hotels am Ostersonntag in Sri Lanka.

 

Die Terroranschläge auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka sollen ein Racheakt für die Angriffe eines australischen Neonazis auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch sein. Das sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene laut örtlichen Medien.

«Die drei Kirchen waren voll von Gläubigen, schliesslich war es Ostersonntag», erklärte Bischof Mendis. In den Kirchen wurden die meisten Menschen getötet. Hinzu kommen die Opfer bei weiteren Sprengstoffanschlägen in drei Hotels in der Hauptstadt. Gemäss Angaben des sri-lankischen Gesundheitsministeriums starben 253 Menschen. Rund 500 wurden verletzt.

«Diese Angriffe kamen völlig unerwartet, zumal wir in den letzten sieben, acht Jahren sehr ruhig gelebt haben», erklärte der Bischof. Auch das Zusammenleben der Religionen sei abgesehen von kleineren Zwischenfällen harmonisch gewesen. «Wir können diese brutale Gewalt nicht verstehen. Es sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit», sagte Bischof Mendis.

Sri Lanka war bis 2009 Schauplatz eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs zwischen Tamilen und Singhalesen. Der Bericht «Religionsfreiheit weltweit» von «Kirche in Not» dokumentiert im Berichtszeitraum zwischen 2016 und 2018 mehrere Übergriffe auf religiöse Minderheiten von buddhistischen wie hinduistischen Extremisten. Signifikante islamistische Übergriffe nennt der Bericht nicht, weist aber darauf hin, dass «die religiöse Harmonie und Einheit im Land zerbrechlich» seien. Die «tiefe Spaltung» Sri Lankas sei «stark religiös geprägt».

Auch Tamilen hierzulande sind von den Terroranschlägen in Sri Lanka betroffen. Der Hindutempel im Berner Haus der Religionen organisierte am Freitag nach Ostern eine interreligiöse Trauerfeier. Die Gewaltakte gegen Christen sind auch ein Thema bei einer Gruppe von rund 120 katholischen Tamilen aus der Schweiz, die ab Ostersonntag auf einer Wallfahrt in Portugal unterwegs war. Am Mittwochmorgen haben die Pilger in der Basilika des Wallfahrtsortes Fatima einen Trauergottesdienst für die Opfer der Anschläge gefeiert.

kath.ch