Lichtkreuz im nackten Raum: Sinnbild von Ostern in dieser Zeit der Pandemiebeschränkungen. | © Evannovostro/Adobe Stock
Lichtkreuz im nackten Raum: Sinnbild von Ostern in dieser Zeit der Pandemiebeschränkungen. | © Evannovostro/Adobe Stock
30.03.2021 – Aktuell

«Sound of Silence»

Ein Lied aus den Sechzigern kam mir kürzlich wieder nach langer Zeit zu Ohren. Eins der berühmtesten Lieder von Simon und Garfunkel: «The Sound of Silence». Die etwas rätselhaften Liedworte wurden mir je länger je mehr Begleiter in dieser Fastenzeit und mit ihnen werde ich dieses Jahr Ostern feiern.

Die engelsartige sanfte Stimme von Art Garfunkel singt die Worte, die Paul Simon geschrieben hat: «Hallo Dunkelheit, meine alte Freundin, ich muss mal wieder mit dir reden, denn als ich schlief, hatte ich eine Vision. Sie schlich sich bei mir ein und hinterliess ihre Saat. Und diese Vision, in mein Hirn gepflanzt, bleibt unauslöschlich im Klang der Stille.»

Wie sehr umhüllt diese Zeit der Pandemiebeschränkungen Menschen mit dem Klang der Stille. Auch Ostern wird 2021 leise gefeiert werden, die österliche Freude muss sich andere Ausdruckswege finden als mit vollen Chorklängen und vollmundig mitgesun­genen Osterliedern; Kirchenbänke, die zu­mindest an Ostern normalerweise voll sind, werden uns symbolträchtig diese Zeit des Verzichtens auf Mitmenschen, Begegnung, Gemeinschaft und körperliche Nähe vergegenwärtigen. Sie stehen wohl symbolisch auch für das Existenzbedrohende, das viele Menschen durch die Pandemie einholt.

Paul Simon übte als Jugendlicher gern im dunklen Badezimmer Gitarre, weil ihm die Akustik dort am besten gefiel. Aus dem Gespräch mit der Dunkelheit sind ihm Visionen erwachsen und die Kraft, den Klang der Stille zu durchbrechen. Darin drückt sich eine ausgesprochen österliche Erfahrung aus. Diese machen wir immer dann, wenn sich in uns die Kraft zum Aufstand regt gegen alles, was das Leben erkalten lässt, was es schmälert und bedroht. An Ostern feiern wir Jesu Auferstehung als Gottes Aufstand gegen den Tod. Deshalb tragen wir die Osterkerze in die dunkle Kirche und geben uns gegenseitig das unauslöschliche Licht weiter.

Antonia Hasler, Leiterin des Pastoralraums Olten