Auch im Monte-Rosa-Gebiet an der Grenze zwischen dem Wallis und Italien ist der Rückgang der Gletscher gut sichtbar. | © Hape Bolliger / pixelio.de
Auch im Monte-Rosa-Gebiet an der Grenze zwischen dem Wallis und Italien ist der Rückgang der Gletscher gut sichtbar. | © Hape Bolliger / pixelio.de
20.08.2020 – Aktuell

Die sichtbare Endlichkeit des ewigen Eises

Schwindende Gletscher machen die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise augenfällig

Heisse Sommer und milde Winter setzen den Gletschern zu. Weltweit verlieren die Eisströme an Länge und Dicke. Wer Aufnahmen aus verschiedenen Epochen betrachtet, sieht den Gletscherschwund mit einigen seiner Begleiterscheinungen.

Wer regelmässig im Hochgebirge unterwegs ist, erlebt es fast schon auf Schritt und Tritt. Die sich zurückziehenden Gletscher verändern die Landschaft nicht nur optisch, sondern sie zwingen oft auch zu anderer Wegführung. Fehlt der Druck des Eises, werden Seitenmoränen und Felswände instabil.

Besonders deutlich sichtbar werden die Veränderungen, wenn man zeitlich weit auseinanderliegende Aufnahmen miteinander vergleicht. Das kann man anhand von Fotos tun, aber auch mit Landkarten. Beim Morteratschgletscher, der im 19. Jahrhundert fast bis zur heutigen Bahnstation reichte, kann man das Terrain, das der Eisstrom freigegeben hat, abschreiten. Dabei wird schnell klar, dass sich der Rückzug stark beschleunigt hat.

Gletscher sind mehr als ein touristisches Highlight. Ihr sommerliches Schmelzwasser ist wichtig für die Stromproduktion und die Landwirtschaft. «Vor allem in trockenen Sommern wird Gletscherwasser fehlen. In den Alpen liegt dieser Wendepunkt mit maximalem Wasserabfluss laut einer neuen ETH-Studie schon hinter uns», heisst es dazu im Beitrag «Vom Sterben der Gletscher» auf der Webseite des WWF Schweiz.

In früheren Warmzeiten waren die Gletscher auch schon kleiner als heute. Das Besondere an der aktuellen Entwicklung ist ihr Tempo. Noch nie sei der Wandel so rasch abgelaufen, liest man beim WWF Schweiz. Und auch die Ursache sei neu: «Die rasant steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre übersteuert natürliche Zyklen», sagt der Glaziologe Daniel Farinotti.

Regula Vogt-Kohler

 

Die Folgen des Gletscherschwunds sehen in Grindelwald dramatisch aus. | © berggeist007 / pixelio.de
Der Morteratschgletscher zieht sich immer schneller zurück (Stand im Juli 2018). | © Regula Vogt-Kohler
Der Fornogletscher bei Maloja im Sommer 2006. | © Biovit / wikimedia