20.05.2021 – Leserreaktionen

Rom will Nöte in den Gemeinden nicht sehen

Ich habe den Leserbrief von Alex Egloff mehrmals gelesen. Meine Entrüstung gegen diese Aussagen wuchs jedes Mal. Die Aussage, Hans Küng hätte mit seinem theologischen Denken die für alle Katholiken verbindliche Glaubenslehre untergraben, ist eine Anmas­sung sondergleichen.

Tatsache ist doch, dass sich viele Gläubige nach einer modernen Kirche ohne Zölibat und dafür nach einer gestärkten Seelsorgetätigkeit sehnen. Ein Grossteil der Gläubigen wünscht sich eine Gleichstellung der Frau in sakramentalen Aufgaben. Hans Küng erkannte die Schwächen der heutigen Kirche und trat gegen sie an. Seine Thesen stehen nicht im Widerspruch zur 2000-jährigen Lehre der Kirche, sondern er suchte Wege, eben diese Lehren den Bedürfnissen der heutigen Gläubigen anzupassen. Er scheiterte leider an der übergrossen Macht der «alten Her-ren» in Rom, die die Nöte in den Gemeinden nicht sehen oder nicht sehen wollen. Denn nur so kann erklärt werden, warum wir in den Gemeinden einen akuten Priestermangel haben. Mit den jüngsten Entscheidungen hat Rom dafür gesorgt, dass einmal mehr viele Gläubige aus der Kirche ausgetreten sind. Diese haben ihren Glauben nicht verloren, sondern sie fühlen sich genötigt, einem engstirnigen, indoktrinierten System zu entfliehen.

Ich bin überzeugt, dass Alex Egloffs Geisteshaltung immer mehr zu einer Minderheit gehört. Und dass vermehrt Leute wie Hans Küng zusammen mit den Gläubigen aufstehen, damit sich endlich in unserer Kirche etwas zum Guten ändern wird.

Alex Gasser, Birsfelden