«Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen»: So beginnt Psalm 23, der wohl bekannteste der 150 Psalmen des Alten Testamentes. Er war die Vorlage für dieses Mosaik im Mausoleum der Galla Placidia, Ravenna (5. Jahrhundert). | © Regula Vogt-Kohler
«Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen»: So beginnt Psalm 23, der wohl bekannteste der 150 Psalmen des Alten Testamentes. Er war die Vorlage für dieses Mosaik im Mausoleum der Galla Placidia, Ravenna (5. Jahrhundert). | © Regula Vogt-Kohler
06.05.2021 – Aktuell

Psalmen gemeinsam hören, singen, sehen, lesen

«Mir fehlt es an nichts»: Psalmenprojekt der Offenen Kirche Elisabethen im Mai und Juni

Einen Monat lang stehen in der Offenen Kirche Elisabethen die Psalmen im Mittelpunkt: Zehn Veranstaltungen laden dazu ein, sich auf unterschiedlichen Wegen diesen Menschheitstexten anzunähern.

Psalmen sind der grosse Gebetsschatz des Judentums und auch des Christentums. Psalmen sind die «Nachtherbergen für unsere Wegwunden» – so beschreibt es die jüdische Dichterin Nelly Sachs. Psalmen sind Menschheitstexte, in ihnen scheint die «Anatomie der Seele» (Calvin) auf. Nach Erich Zenger ist der Psalter «die Geschichte einer dramatischen Auseinandersetzung zwischen Gerechten und Frevlern bzw. zwischen ohnmächtig Armen und übermächtig Reichen». Psalmen sind intim, persönlich, politisch, aufwühlend, widersprüchlich, furchterregend, Schreie zu Gott. Aber auch Dank oder Klage und Jubel. Gott erscheint darin als Klagemauer, als Vogelschwinge, als Burg, als Quelle, unfassbar … Viele Menschen haben «ihren» Psalm oder leben mit einem Psalmvers, der ihnen bei der Konfirmation auf den Lebensweg mitgegeben worden ist, der sie berührt hat und trägt.

Lesekreis, Performance, Kalligraphie

Einen Monat lang stehen in der Offenen Kirche Elisabethen die Psalmen im Mittelpunkt. Sie werden gesungen, gesprochen, gespielt, gemalt, performt, nachgedichtet, gelesen, destilliert, in Beziehung gesetzt.

Was meint die feministische Theologin, der Sufi-Scheich, der jüdische Kantor, die Malerin, der Musiker, die Sprecherin zu den Psalmen?

Zehn Veranstaltungen von Mitte Mai bis Mitte Juni 2021 wagen eine Annäherung. Jeden Tag ist in der Kirche ein anderer Psalm zu lesen. Es wird in einem fünfteiligen Psalmen-Lesekreis diskutiert, und es besteht die Möglichkeit, sich von einer Hobbykalligrafin ­einen Psalmvers oder einen ganzen Psalm schreiben zu lassen.

Psalmenprojekt – die Daten

Tehellim. Der Klang der Psalmen. Konzert

Montag, 10. Mai, 19.30 Uhr

Die «Tehillim» (so heissen die Psalmen auf Hebräisch) – zum Beispiel «Herr, unser Herrscher» und «An den Wassern zu Babel» – werden umrahmt von Deutsch gesprochenen Psalmen. Mit Dan Dunkelblum (Gesang), Orí Harmelin (Laute), Roswita Schilling (Sprecherin). Eintritt frei, Kollekte.

 

Psalmen-Lesegruppe

Jeweils Dienstag, 11. Mai, 18. Mai, 25. Mai,
1. Juni, 8. Juni, 10.00 Uhr (bitte anmelden)

Gemeinsam lesen wir an fünf Dienstagen
die Psalmen 120 bis 134. Leitung und An­meldung: Monika Hungerbühler, Telefon 061 272 03 54 oder 079 550 12 12. Kosten: 75 Franken (15 Franken pro Morgen).

 

Psalmen destillieren. Lesung, Performance

Dienstag, 11. Mai, 19.30 Uhr

Lecture Performance in Bild, Wort, Klang und Gesang nach dem Buch von Xandi Bischoff und Nadine Seeger «Psalmen destillieren». Stimmen: Monika Hungerbühler, Frank Lorenz, Nadine Seeger, Xandi Bischoff. Musik/ Improvisationen zu den Bildern: Predrag Tomic und Olivia Steimel, Akkordeon. Eintritt frei, Kollekte. (Ausstellung bis 8. Juni)

 

Die Ewige ist mein Licht. Musikalische Lesung

Mittwoch, 12. Mai, 19.30 Uhr

Aktuelle Psalmneudichtungen von Frauen, die sich gegen erfahrene Gewalt auflehnen und ihre Angst, ihren Zorn und ihre Hoffnung vor Gott bringen. Mit Bärbel Fünfsinn, Jazzmusikerin und Theologin. Eintritt frei, Kollekte.

 

Psalmen singen mit Matthias Wamser

Montag, 17. Mai, 19.30 Uhr

Offenes Singen unter Anleitung von Matthias Wamser, Eintritt frei, Kollekte.

 

«Wir gaben David die Psalmen» (Koran 17:55)

Dienstag, 18. Mai, 19.30 Uhr

Johannes Schleicher, Theologe und Mystikkenner, und Scheich Peter Hüseyin Cunz sprechen miteinander über das Beten im Islam und im Christentum. Musik: Christian Moser (Oud). Eintritt frei, Kollekte.

 

Mein Becher ist übervoll. Musikalische Lesung

Mittwoch, 19. Mai, 19.30 Uhr

Musikalische Lesung mit Roswita Schilling, Sprecherin, und Edwin Küttel, Oboist. Eintritt frei, Kollekte.

 

«Warum toben die Völker». Konzert und Gespräch

Sonntag, 30. Mai, 17.30/19.30 Uhr

Zwei Vertonungen des 2. Psalms: Felix Mendelssohn Bartholdy (1843) und Jaakko Mäntyjärvi (2009). 17.30 Uhr: Vorprobe und Diskussionsrunde mit Monika Hungerbühler, Theologin OKE, Benedict Schubert, Pfarrer an der Peterskirche, und Raphael Immoos, künstlerischer Leiter der Basler Madrigalisten. 19.00 Uhr: Konzert der Basler Madrigalisten. Eintritt frei, Kollekte.

 

Psalmen singen mit Matthias Wamser

Montag, 31. Mai, 19.30 Uhr

Offenes Singen unter Anleitung von Matthias Wamser, Eintritt frei, Kollekte.

 

«Erbärmliche Zeiten – Zeit des Erbarmens». Vortrag via Zoom

Dienstag, 1. Juni, 19.30 Uhr

Vortrag zur Theologie und Spiritualität der Psalmen via Zoom, mit der Pastorin und Theologin Klara Butting. Der Link wird auf www.offenekirche.ch publiziert.

 

Psalm der Nacht (Nelly Sachs). Konzert

Dienstag, 8. Juni, 19.30 Uhr

Acht Vertonungen aus dem Zyklus «Psalm der Nacht» von Helmut Bornefeld (Gesänge für Sopran und Orgel nach Texten von Nelly Sachs) und Sonate c-Moll für Orgel von Julius Reubke. Mit Irina Ungureanu (Sopran) und Matthias Wamser (Orgel). Eintritt frei, Kollekte.

 

Aufgrund der aktuellen Lage kann sich das Programm ändern. Informationen auf www.offenekirche.ch.