Für rund 100 Tage war die «Leutkirche» der christkatholischen Predigerkirche in Basel zu einer
medizinischen Notfallstation umgerüstet. | © CKK BS
Für rund 100 Tage war die «Leutkirche» der christkatholischen Predigerkirche in Basel zu einer medizinischen Notfallstation umgerüstet. | © CKK BS
25.06.2020 – Aktuell

Predigerkirche ist wieder offen

Christkatholiken stellten die Kirche als Testzentrum zur Verfügung

Nach ihrem 100-tägigen Krankenhausdienst muss die Basler Predigerkirche nicht neu geweiht werden. Ihr Einsatz für die Kranken ist Sakrament genug, sagt Pfarrer Michael Bangert von der Christkatholischen Kirche Basel-Stadt.

 

Während gut drei Monaten diente die christkatholische Predigerkirche als Corona-Testzentrum des direkt benachbarten Universitätsspitals Basel (USB). Seit dem 9. März waren die Stühle in der Kirche durch medizinische Einrichtungen ersetzt.

An Spitzentagen wurden in dieser Zeit bis zu 500 Personen auf das Coronavirus getestet. 10 000 Testes wurden durchgeführt, wovon gemäss USB ein Zehntel positiv ausfiel.

 

Zweiräumige Kirche

«Wir freuen uns natürlich, dass wir die Kirche wieder zurückbekommen», erklärte der christkatholische Pfarrer Michael Bangert ­gegenüber kath.ch. Bei dem Gotteshaus handelt es sich um eine ehemalige Dominikanerkirche, also die Kirche eines Bettelordens.

Bangert wies darauf hin, dass das Gebäude wie alle Bettelordenskirchen zweigeteilt ist. Will heissen: Es gibt einen hinteren Raum, wo die Eucharistie gefeiert wird, und auf der vorderen Seite des Lettners, der Chorschranke, einen Teil für andere, nicht liturgische Nutzungen durch die Gläubigen.

Der Sakralraum im Chor wurde während der letzten Wochen nicht als Testzentrum benutzt. Vielmehr wurden während der Coronazeit die Stühle und die sakralen Gegenstände aus der «Leutkirche» in die «Chorkirche» gebracht.

«Die Rückkehr der Kirche in ihren sakralen Dienst ist einerseits von Freude geprägt. Andererseits gibt es die nüchterne Wahrnehmung, dass wir das Naheliegende tun mussten», stellt der Priester fest. In dem Fall hat das Wort «naheliegend» zwei Bedeutungen.

Die Kirche liegt direkt neben der Notaufnahme des Spitals. Dieses wurde auf dem Grundstück errichtet, auf welchem ursprünglich das Dominikanerkloster in Basel stand. Kirche und die Notaufnahme des Spitals würden keine fünf Meter voneinander entfernt liegen. Naheliegend sei auch, dass die Kirche für den Krankeneinsatz zur Verfügung gestellt wurde. Die Kirche müsse nach ihrem säkularen Einsatz nicht erneut konsekriert, also geweiht werden. «Den Menschen zu helfen, ist Sakrament genug», betont Michael Bangert mit Nachdruck.

 

Bereit für nächsten Einsatz

Der Pfarrer geht davon aus, dass die Kirche möglicherweise in Zukunft wieder einmal dem Spital zur Verfügung gestellt wird. Es gebe eine Absichtserklärung mit dem Universitätsspital, die Kirche bei Katastrophen und grossen Notfällen als Notaufnahme oder Erstversorgungslazarett zur Verfügung zu stellen. Von Vorteil sei dabei, dass die Kirche nicht mit Bänken, sondern mit Stühlen bestückt sei, die bei Bedarfsfall schnell wegräumt werden können.

Am 14. Juni wurde noch im Chor ein Gottesdienst gefeiert. In der Woche danach wurde die Kirche ausgeräumt. Am 21. Juni um 10 Uhr folgte der erste Sonntagsgottesdienst in der Predigerkirche wie im früheren Rahmen.

Georges Scherrer, kath.ch