Wachablösung vor dem Präsidentenpalast auf dem Quirinal. Der Palast diente früher den Päpsten als Sommerresidenz, als Ausrichtungsort für Konklaven und als Verwaltungsgebäude des Kirchenstaates. | © Regula Vogt-Kohler
Wachablösung vor dem Präsidentenpalast auf dem Quirinal. Der Palast diente früher den Päpsten als Sommerresidenz, als Ausrichtungsort für Konklaven und als Verwaltungsgebäude des Kirchenstaates. | © Regula Vogt-Kohler
05.03.2020 – Hintergrund

Papst macht den Römern zum Jubiläum Mut

Rom ist seit der Eroberung des Kirchenstaates vor 150 Jahren Hauptstadt Italiens

Zum Beginn des 150-Jahr-Jubiläum Roms als Hauptstadt Italiens hat Papst Franziskus die Römer aufgerufen, sich trotz aller Unzulänglichkeiten für ihre Stadt stark zu machen.

Man könne «Rom nicht ‹gesenkten Hauptes› leben», heisst es in einer vom Vatikan verbreiteten Grussbotschaft des Papstes, die Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Festakt im «Teatro dell’Opera» zum Auftakt des 150-Jahre-Jubiläums verlas. Nach der Eroberung des Kirchenstaates durch Giuseppe Garibaldi 1870 wurde Rom zur Hauptstadt des damaligen Königreichs Italien erklärt.

Vision einer geschwisterlichen Stadt

Als Bischof von Rom forderte Franziskus die Menschen zu einer «gemeinsamen Vision einer geschwisterlichen und universalen Stadt auf». Gerade Migranten und Flüchtlinge, die unter oft schwierigen Bedingungen an den Rändern der 3,5-Millionen-Metropole lebten, sähen Rom als Hafen der Hoffnung. «Oft sehen sie die Stadt mit mehr Erwartungen und Hoffnungen als wir Römer, die wir sie wegen der vielen alltäglichen Probleme nur noch pessimistisch betrachten, als sei sie zum Verfall verdammt», so der Papst. Rom sei im Gegenteil «eine grosse Ressource der Menschlichkeit».

Nach dem Sieg der italienischen Truppen gegen jene des Papstes habe die Ausrufung Roms als Hauptstadt damals zwar zu Problemen und Polemik geführt, schreibt Franziskus weiter. Aber die Stadt, Italien und die Kirche hätten sich verändert und eine neue Geschichte begonnen. Dazu erinnerte der Papst an die Besatzung Roms durch die Deutschen und die Deportation vieler Juden. Dadurch dass die Kirche in Rom damals viele Juden versteckt habe, hätten sich Christen und Juden einander angenähert.

Internationaler Treffpunkt dank Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) habe Rom zu einem internationalen Treffpunkt gemacht, wodurch es weltweit Ansehen gewonnen habe. Franziskus erinnerte aber auch die sogenannte «Konferenz zu den Übeln Roms» im Februar 1974. Bereits wurde auf Anregung der Kirche über soziale und infrastrukturelle Probleme der Metropole beraten. Nach wie vor leidet die Stadt unter kaputten Strassen, unzuverlässiger Müllabfuhr und schleppender Verwaltung, ebenso unter Armut und Drogenkriminalität.

Rom wurde 1870 erobert

Im September 1870 hatten italienische Truppen unter Führung des Freiheitskämpfers Giuseppe Garibaldi Rom erobert und im Oktober den Kirchenstaat dem Königreich Italien angegliedert. Am 26. Januar 1871 wurde Rom zur Hauptstadt des in den Jahren zuvor geeinten Königreichs erklärt; es übernahm diese Rolle von Turin und später Florenz, das ab 1865 als Hauptstadt fungierte. Das Jubiläum Roms wird in den kommenden Monaten mit zahlreichen Veranstaltungen begangen.

cic