Südsudan: Frauen feiern den Friedensvertrag von 2018. Nach der Unterzeichnung war die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt gross. | © Silvano Yokwe/Mission 21
Südsudan: Frauen feiern den Friedensvertrag von 2018. Nach der Unterzeichnung war die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt gross. | © Silvano Yokwe/Mission 21
26.01.2023 – Aktuell

Ökumenische Pilgerreise für den Frieden

Papst Franziskus besucht die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan

Vom 31. Januar bis 5. Februar weilt Papst Franziskus in Afrika. Nach einem Aufenthalt in der Demokratischen Republik Kongo reist er am 3. Februar weiter in den Südsudan. Besonders dieser Besuch wird von der Bevölkerung lange herbeigesehnt.

In freudiger Erwartung fiebern die Menschen im Südsudan auf das erste Februarwochenende hin. Nach mehrmaligem Verschieben findet nun der Besuch von Papst Franziskus statt, in einer gemeinsamen Delegation mit Justin Welby, dem Erzbischof von Canterbury, sowie dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields. Am 3. Februar werden sie in Juba eintreffen, der Hauptstadt des Südsudans.

Bereits im vorigen Jahr wurden dafür Vorbereitungen getroffen. Kirchendächer wurden repariert, Treppen ausgebessert. Man will sich in dem kriegsversehrten Land von der besten Seite zeigen. Die Vorfreude auf den Papstbesuch in der Bevölkerung ist gross und konfessionsübergreifend. Father James Oyet Latansio, Generalsekretär des Südsudanesischen Kirchenbundes (SSCC), spricht von einer «Ökumenischen Pilgerreise des Friedens». Es ist ein Besuch, der unterstützt, ermutigt und Hoffnung spendet in einer Zeit, in der immer noch Gewalt und Ungerechtigkeit täglich präsent sind – obwohl im September 2018 ein verbindlicher Friedensvertrag geschlossen wurde. Hoffnung und Glauben sind, was der Bevölkerung in den Jahren des Krieges nicht genommen werden konnten. Der Besuch zeigt ihnen, dass sie nicht vergessen werden.

Verlässliche Akteure für den Frieden

Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Südsudan 2013, nur zwei Jahre nach Gründung des Staates, wurden die Kirchen die wichtigsten Akteure im Friedensprozess und die einzigen Institutionen, denen die Menschen noch vertraut haben. Der Südsudanesische Kirchenbund SSCC, in dem alle grossen Kirchen des Landes zusammengeschlossen sind, ist dabei eine zentrale treibende Kraft. Im Jahr 2015 wurde der jetzige Generalsekretär des Kirchenbundes, Father James Oyet Latansio, vom Papst persönlich zurück in seine Heimat ausgesandt, um den Frieden voranzutreiben. Father James war zuvor sieben Jahre im Vatikan tätig. Seither gibt es einen ständigen Austausch zwischen dem Kirchenbund und dem Vatikan. Im Jahr 2016 wurde ein Aktionsplan für den Frieden vom Kirchenbund lanciert, der aus der Schweiz auch von Mission 21, dem Evangelischen Missionswerk Basel, unterstützt wird.

Im April 2017 war erstmals eine ökumenische Delegation von südsudanesischen Kirchenführern in den Vatikan eingeladen, zum Gespräch und gemeinsamen Friedensgebet. Zudem versprach der Papst, das Land zu besuchen. Auch 2018 kamen die Kirchenführer im Vatikan zusammen, um über den Friedensprozess zu berichten.

2019 lud der Vatikan dann eine grössere Delegation ein. Neben Kirchenführern aus dem Südsudan, aus England und Schottland waren auch Vertreter der Regierung dabei, mit den politischen Hauptkontrahenten, dem katholischen Präsidenten Salva Kiir Mayardit und dem presbyterianischen Vizepräsidenten Riek Machar. Papst Franziskus hat die politischen Führer zur Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung aufgefordert und sie daran erinnert, demütig zu sein in allem, was sie tun. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hat er ihnen die Füsse gewaschen und geküsst. Diese unerwartete Geste war laut Aussagen Kiirs und Machars eine einzigartige und unvergessliche Erfahrung. Die Einladung an Papst Franziskus, nach Juba zu kommen, wurde ausgesprochen und seither erwartet man sehnsüchtig seinen Besuch.

Besuch verbindet über Grenzen hinweg

Man erhofft sich Inspiration von der Delegation, und auch Reflexion. Was hat man in den letzten Jahren im Friedensprozess erreicht? Wie können die Gruppierungen befriedet werden, die den Friedensvertrag 2018 nicht unterzeichneten? Wo steht man heute?

Die Pilgerreise beinhaltet Treffen mit den Kirchenführern, mit Präsident Salva Kiir an dessen Amtssitz sowie mit Riek Machar und den weiteren vier Vizepräsidenten. Die Delegation wird auch intern Vertriebene treffen und Vertreterinnen und Vertreter der Zivilbevölkerung. Am Abend vor der Abreise wird zu einem grossen ökumenischen Gebet eingeladen.

«Dieser Besuch macht uns Mut! Es verbindet unser Land über ethnische und politische sowie religiöse Grenzen hinweg», sagt Father James. «Es braucht diesen verbindenden Glauben, damit unser zerschlagenes Land und unsere traumatisierte Bevölkerung geheilt werden können. Es wird ein ökumenischer Frieden sein, der unser Land transformiert in ein Land, in dem das Leben lebenswert ist.»

Dorina Waldmeyer

 

Gewalt im Südsudan: Das ist alles, was vom Spital in Wau Shilluk übrig geblieben ist. | © Unicef/ Sebastian Rich
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