Zerstörte Ernten: Auf der Farm von Roniton und Evis Lopez fielen viele Bananenstauden, Kokospalmen und Mangobäume durch den starken Wind des Taifuns Haiyan um (2013, Aklan, Philippinen). | © Bob Timonera/ Fastenopfer
Zerstörte Ernten: Auf der Farm von Roniton und Evis Lopez fielen viele Bananenstauden, Kokospalmen und Mangobäume durch den starken Wind des Taifuns Haiyan um (2013, Aklan, Philippinen). | © Bob Timonera/ Fastenopfer
16.02.2021 – Aktuell

Aufruf zu ökologischer Umkehr und Gerechtigkeit

Der theologische Hintergrund zum Kampagnenthema

Die Klimaerwärmung ist auf der ganzen Welt zu spüren, die Auswirkungen sind aber ausgerechnet für jene am bedrohlichsten, die für die Ursachen am wenigsten verantwortlich sind. In der Klimadebatte geht es nicht nur um Ökologie, sondern auch um Gerechtigkeit.  

Jocelyn Sabatin, die in Suriago del Sur auf der philippinischen Insel Mindanao lebt, spürt die Folgen des Klimawandels täglich. «Gäbe es den Klimawandel nicht, könnten wir regelmässig Reis ernten. Mein Mann könnte öfter fischen gehen, und er würde mehr fangen. Wir müssten nicht hungern.» In immer schnellerem Rhythmus wechseln sich auf den Philippinen extreme Wetterlagen ab. Phasen mit massiver Trockenheit folgen heftige Taifune, Mangrovenwälder an den Ufern verschwinden und mit ihnen die Fischgründe.

Unser Konsum verursacht Leid

Während wir den Klimawandel eher als schleichendes, wenig fassbares Phänomen wahrnehmen, ist er für Menschen wie Jocelyn Sabatin von existentieller Bedeutung. Die Folgen der Klimaerwärmung – steigender Meeresspiegel, Dürren, Wirbelstürme – sind für sie eine akute Bedrohung. Diese Menschen seien aber nicht Opfer reiner Naturereignisse, hält der Theologe Dave Bookless in seinem Impuls zum Thema der Ökumenischen Kampagne in der Fastenzeit 2021 fest. «Ihr Leid wird – ganz egal, wie indirekt und unbewusst – durch das Konsumverhalten der wohlhabenden Industrienationen verursacht. Dies ist die grösste Ungerechtigkeit.»

Moralischer Auftrag

In der Klimafrage geht es nicht nur um eine ökologische Umkehr, sondern auch um Gerechtigkeit. Die Reduktion von Treibhausgasen und andere Massnahmen seien nötig, aber nicht ausreichend, es gebe da auch einen moralischen Auftrag, sagte Kardinal Pietro Parolin am Klimaanpassungsgipfel, der am 25./26. Januar online stattgefunden hat. Die ärgsten Folgen des Klimawandels träfen mit den Armen und den zukünftigen Generationen die Schwächsten, ausgerechnet jene, die wenig zum Klimawandel beitragen. Ihre Widerstandskraft zu stärken, bezeichnete Parolin als einen «moralischen und humanitären Imperativ». Der Kampf gegen den Klimawandel und der Kampf gegen die Armut müssten Seite an Seite gehen.

Gerechtigkeit für die Schwächsten

«Gerechtigkeit ist essenziell für das Wesen Gottes», schreibt Dave Bookless und verweist auf Psalm 89,15: «Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones.» Das weltweit vereinbarte Ziel, durch Einschränkung von Emissionen die globale Erwärmung unter 1,5 °C zu halten, sei keine willkürliche politische Entscheidung. Es basiere auf wissenschaftlichen Daten und werde gestützt durch die Werte des Evangeliums: Mitgefühl, Gleichheit und Gerechtigkeit für die Schwächsten.

Regula Vogt-Kohler

 

Kampagne in Kürze

Das Thema: Die Ökumenische Kampagne der Hilfswerke Fastenopfer und Brot für alle dauert von Aschermittwoch (17. Februar) bis Ostersonntag (4. April). Das Thema der diesjährigen Fastenkampagne ist Klimagerechtigkeit.

Fastenkalender: In diesem Jahr begleitet das Thema Klimagerechtigkeit in Form eines Drehbuchs durch die Fastenzeit. Das Ende ist noch nicht geschrieben, jede/jeder kann mitschreiben. Der Fastenkalender wird von den Pfarreien verschickt oder verteilt.

Suppentag: Corona schränkt die Möglichkeiten stark ein. Dieses Jahr biete man kompostierbare Suppenbecher an, teilt Madlaina Lippuner, Medienverantwortliche für die Ökumenische Kampagne beim Fastenopfer, mit. So könne der Suppentag nach draussen verlegt werden. «Letztes Jahr haben wir aus der Not die Aktion ‹Haussuppe› lanciert. Pfarreien und Kirchgemeinden können ihren Mitgliedern eine Fertigsuppe schicken, mit der Bitte um eine Spende für die Menschen im globalen Süden.» Dieses Angebot steht auch dieses Jahr wieder zur Verfügung.

Rosen und Schokolade: Die traditionelle Rosenaktion soll nach dem letztjährigen Ausfall wieder stattfinden und zwar am Samstag, 20. März. Neu kann man auch Schokolade kaufen. Beide tragen das Max Havelaar-Gütesiegel für den fairen Handel. Mit der App «Give a rose» können zudem digitale Blumen und Grussbotschaften verschickt werden. Gerade am Anfang der Pandemie sei die App sehr rege benutzt worden, berichtet Madlaina Lippuner.

Brot zum Teilen: In den Wochen vor Ostern verkaufen landesweit zahlreiche Bäckereien und Läden ein spezielles Brot. Pro verkauftes Brot fliessen 50 Rappen in die Projekte von Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein. Die Aktion erinnert daran, dass weltweit immer noch rund 800 000 Menschen nicht das ganze Jahr zu essen haben, ihnen das Recht auf Nahrung verwehrt wird.

Spenden in Zeiten von Corona: Der Corona-Shutdown mitten in der Fastenzeit hat sich auch bei den Spenden ausgewirkt. Bei den Pfarreikollekten seien im Vergleich zum Vorjahr über zwei Millionen Franken weniger eingegangen, hält Matthias Dörnenburg, Leiter Kommunikation bei Fastenopfer, fest. Dies habe aber dank grosszügiger Spenden von Privatpersonen und Beiträgen aus Kirchgemeinden wettgemacht werden können.
Das Spendenkonto: IBAN CH61 0077 8010 0013 9290 3

Mehr zur Ökumenischen Kampagne 2021: sehen-und-handeln.ch