Noch gibts Erinnerungen an den Garten Eden
Sommerserie paradiesische Orte: Das ehemalige Hotel Eden in Waldenburg
Fast ein Jahrhundert lang lockte das Hotel Eden in Waldenburg Gäste mit dem Angebot, bei einem Ferienaufenhalt vom Paradies zu träumen. Doch seit etwa zehn Jahren ist das Waldenburger «Eden» geschlossen – wie das Eden der Bibel.
«Dann pflanzte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.» Allerlei Bäume liess Gott dort aus dem Erdboden wachsen, «begehrenswert anzusehen und köstlich zu essen». Von allen Bäumen des Gartens durften Adam und Eva essen – mit einer Ausnahme. Doch der Mensch ass auch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. «Da schickte Gott der Herr ihn aus dem Garten Eden weg.»
So berichtet das erste Buch der Bibel. Seit dieser Vertreibung erinnern wir uns an Eden und seinen Garten, träumen und fantasieren davon. Wo lag Eden? Wie war es dort, wie hat es ausgesehen? Klar scheint nur: Nicht so wie bei uns, im Alltag.
Aber vielleicht so wie in den Ferien? Der Gedanke liegt nahe. «Eden» ist weltweit ein beliebter Hotelname, er will den Gästen sagen: Bei uns fühlen Sie sich wie im Paradies. In der Schweiz finden sich «Eden»-Hotels zum Beispiel in Rheinfelden, Spiez, Grindelwald, Montreux, Genf, Saas-Fee, Zermatt, Ascona, St. Moritz oder in Sisikon am Urnersee.
Ein Erbstück der Belle Époque
Es gab eine Zeit, da war auch der Baselbieter und Solothurner Jura nicht nur ein Wandergebiet für Tagesausflüge, sondern eine Traumgegend für Kur- und Erholungsaufenthalte. Es war in der Belle Époque vor dem Ersten Weltkrieg, als in Waldenburg die Pension Eden eröffnet wurde. Sie liegt oberhalb des Städtchens, direkt an der Haarnadelkurve der Passstrasse zum Oberen Hauenstein. Damals verkehrten Postkutschen zwischen dem Bahnhof Waldenburg und Langenbruck. In Sichtweite vom «Eden» lag am gegenüberliegenden Hang ein weiteres Hotel, das Kurhaus Schanz.
Das neu eröffnete «Eden» hat damals offenbar die Erwartungen eines internationalen Publikums erfüllt, zog es doch in den Jahren 1913 und 1914 Gäste aus Buenos Aires, Essen, London, Hannover, Thüringen, Strassburg und Berlin an. In der «Kurzeitung & Fremdenliste für den Jura» wurden sie namentlich genannt, wie in der 2011 erschienenen Heimatkunde Waldenburg nachzulesen ist.
Was mögen die damaligen Gäste im «Eden» von Waldenburg gesucht und gefunden haben? Wir können es nur vermuten. Seit rund zehn Jahren ist das Hotel geschlossen, das grosse Schild an der Fassade zur Strasse übermalt. Aber noch heute strahlt das Haus in warmem Gelb einen Charme aus, der ans Tessin erinnert. Von Bäumen und Sträuchern umgeben, weckt es durchaus die Vorstellung eines Gartens Eden.
Ein Paradies im Waldenburgertal
Fast hundert Jahre war das «Eden» ein Begriff im Waldenburgertal. Fragt man Leute im Tal, kommen die Erinnerungen rasch. Wunderbar sei das Intérieur ausgestattet gewesen, hört man, mit edlem, hellem Holz. Dazu kam die Gartenwirtschaft. Für Kinder waren Töggelikasten und Meringues-Glaces wichtig. Auch ein Flipperkasten gehörte zum Inventar. Mit seinem Standort am Edenrank sei das Restaurant auch eine Töffbeiz gewesen. Von Tanzabenden ist die Rede, und an der Fasnacht sei es im «Eden» hoch zu und her gegangen. Mit einem Wort: Das Hotel hatte alles, was Waldenburger vom Paradies erwarten. Vielleicht ist es wie mit dem biblischen Paradies: So richtig schätzen wir es erst, seit wir es verloren haben.
Christian von Arx