Der sinkende Grundwasserspiegel bedroht im Nordwesten Bangladeschs die Lebensgrundlage der Bauern. Viele wandern in die Städte ab. | © Alexandra Wey/Caritas Schweiz
Der sinkende Grundwasserspiegel bedroht im Nordwesten Bangladeschs die Lebensgrundlage der Bauern. Viele wandern in die Städte ab. | © Alexandra Wey/Caritas Schweiz
08.08.2019 – Aktuell

Müssen wir überall helfen?

Die Caritas beantwortet 46 Fragen zur Entwicklungszusammenarbeit

Wie soll die Schweiz ihr internationales Engagement ab 2021 gestalten? Erstmals können sich Parteien, Hilfswerke, Verbände, Wissenschaft und Privatwirtschaft in einer öffentlichen Vernehmlassung zur Entwicklungshilfe äussern. Die Caritas tut dies mit Antworten auf 46 drängende Fragen.

 

Konkreter Anlass dazu ist der Entwurf für die Entwicklungszusammenarbeit für die Jahre 2021 bis 2024, den Bundesstellen wie die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ausgearbeitet haben. Das katholische Hilfswerk Caritas legt seine Sicht der Dinge in einer Broschüre dar, welche oft gestellte Fragen aus der Bevölkerung und der Politik beantwortet. Ziel der Publikation sei es, einen weiteren Beitrag zur Diskussion über die Entwicklungshilfe zu leisten, heisst es in der Einleitung.

Unter dem Titel «Fakten zur weltweiten Armut» weist Caritas darauf hin, dass die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, zwischen 2008 und 2015 gesunken sei. Extreme Armut zu beenden, bleibe dennoch eine riesige Herausforderung. Dies nicht nur, weil es immer schwieriger werde, die verbleibenden Betroffenen zu erreichen, sondern auch weil die Gefahr drohe, dass Verbesserungen vorübergehender Natur seien. Wirtschaftliche Krisen und Naturkatastrophen können Fortschritte wieder zunichte machen. Mit 131 Millionen hat die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Nothilfe angewiesen sind, gar einen neuen Höchstwert erreicht. Zu ihnen gehören Millionen von Menschen in Jemen, Südsudan und Venezuela. In einem aktuellen Spendenaufruf macht Caritas auf diese Opfer von vergessenen Katastrophen aufmerksam.

Wäre es sinnvoll, wenn die Schweiz sich auf humanitäre Hilfe beschränken würde? Nein, meint Caritas. Die Schweiz würde damit nur noch auf akut auftretende Probleme reagieren. Doch gerade bei Umweltkatastrophen habe eine auf lange Sicht angelegte Entwicklungszusammenarbeit eine vorbeugende Wirkung. Im Fall einer Katastrophe seien die Menschen dann besser vorbereitet und eher in der Lage, sich selbst zu helfen. Überall zu helfen sei nicht erforderlich. Die Erfahrung zeige, dass Entwicklungszusammenarbeit dann wirksam sei, wenn es klare Kriterien für deren Anfang und Ende gebe.

Was den Klimawandel betrifft, so weist die Caritas darauf hin, dass die Entwicklungsländer viel stärker als die Schweiz unter der Klimaveränderung leiden würden. Berücksichtige man unsere Lebensweise, unsere Produktions- und Konsummuster und Investitionen, so sei die Schweiz nicht so klein, wie man meinen könnte. Es gehe um eine «gerechte Klimapolitik», betont die Caritas. Eine Politik, die berücksichtige, dass die Klimaerhitzung ausgerechnet jene am verheerendsten treffe, die kaum Schuld daran trügen.

Alle 46 Fragen und Antworten und den Spendenaufruf findet man hier: www.caritas.ch.

Regula Vogt-Kohler