31.05.2019 – Editorial

Mit Mitra und pinkem Punkt

«Musstet ihr die drei ‹behuteten Emanzen› wirklich auf der Frontseite abbilden?», schrieb mir eine engagierte Katholikin. Ich hatte sie vor Jahren im Team für die Errichtung eines Pastoralraums bewundert, weil sie stets offen zu ihrer Meinung stand, auch wenn sie damit in der «Opposition» war. In ihrem Brief ging es ihr nicht nur um das Titelbild im Pfarrblatt: «Nur noch Macht und Geld sind diesen Frauen wichtig. Das Dienende und Mütterliche scheint in der heutigen Zeit keinen Platz mehr zu haben», schrieb sie und fragte mich: «Ist das wirklich auch in deinem Sinn?»

Nur noch Macht und Geld statt Dienendes und Mütterliches? Das will ich nicht. Weder in der Gesellschaft als ganzer, noch in der Kirche. Jeder und jede von uns weiss: Ohne das Mütterliche gäbe es kein Leben. Aber das Väterliche gehört dazu! Dabei denke ich nicht allein an die Familie oder die Begleitung der Kinder. Sondern überhaupt an die Zuwendung zu den Mitmenschen, das Zusammenleben und die Sorge um die Mitwelt und die Dinge. Unsere Zeit braucht den Beitrag des Väterlichen ebenso wie des Mütterlichen in uns allen.

Was ist mit dem Dienenden? Dienen heisst, anderen etwas von der eigenen Zeit und Kraft zu schenken. Dienen in Freiheit bedeutet: Tun, was für andere gut ist – für einen einzelnen Menschen, für eine Gruppe, für eine Gemeinschaft. Ich kann mir keine Epoche vorstellen, in der Dienen in diesem Sinn keinen Platz hätte! Aber eines verstehe ich nicht: Warum wird das Dienende nur betont, wenn von Frauen die Rede ist? Warum ist Dienen eine Frage des Geschlechts? Dienen ist Sache von uns Menschen. «Männlich und weiblich erschuf er sie», heisst es in der Schöpfungsgeschichte.

Und jetzt: Geht es den Frauen mit Mitra und pinkem Punkt nur um Macht und Geld? Die Frage ist bei kirchlichen Ämtern durchaus am Platz. Lange Zeit hat sich unsere Kirche viel zu sehr mit Macht und Geld geschmückt. Das hat ihre Botschaft manchmal bis ins Gegenteil verfälscht. Aber eines ist sicher: Es waren nicht Frauen, die in dieser Kirche das Sagen hatten! Wenn heute bei uns fähige Theologinnen bereit sind, Verantwortung in allen Ämtern zu übernehmen, würde das der Schweizer Kirche erstmals die Möglichkeit zum gleichberechtigten Zusammenwirken von Frauen und Männern eröffnen.

Aber noch immer wollen einige aus der Bibel lesen, dass die kirchlichen Ämter Männern vorbehalten sein sollen. Ich verstehe das Neue Testament anders: Alle Ämter sollen im Geist des Auftrags von Jesus Christus ausgeübt werden. Das wäre in meinem Sinn.

Christian von Arx