Klösterliche Musik: In Mariastein sind Kompositionen des Benediktinerpaters Johann Valentin Rathgeber zu hören. | © pixabay.com
Klösterliche Musik: In Mariastein sind Kompositionen des Benediktinerpaters Johann Valentin Rathgeber zu hören. | © pixabay.com
01.10.2020 – Aktuell

Mariastein: Alte Musik neu entdeckt

Musik eines in Vergessenheit geratenen Komponisten aus der Barockzeit

Am Sonntag, 11. Oktober, 16.30 Uhr, ist in der Basilika des Klosters Mariastein barocke Festmusik des Benediktinerpaters Johann Valentin Rathgeber zu hören. Unter der Leitung von Christoph Anzböck spielt und singt das Instrumental- und Vokalensemble ad·petram.

Bei dem Komponisten Johann Valentin Rathgeber (1682–1750) handelt es sich um eine lange Zeit zu Unrecht kaum beachtete singuläre Figur der süddeutschen, schweizerischen und österreichischen Musikwelt des 18. Jahrhunderts. Obgleich sich seine Lebensdaten mit jenen seiner viel berühmteren Kollegen Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel überschneiden, repräsentiert er eine ganz andere stilistische Ausrichtung, als jene sie in Leipzig und London zur Entfaltung brachten. Im Gegensatz etwa zum Thomaskantor Bach, von dem nur wenige Werke zu seinen Lebzeiten im Druck erschienen, verfolgte der Benediktinerpater Johann Valentin Rathgeber eine rege Publikationstätigkeit im gesamten süddeutschen Sprachraum, der damals auch grosse Teile Tschechiens und Ungarns einschloss. Seine Musik war weit verbreitet und an allen Kirchen und Klöstern präsent, sein Stil changierend zwischen barocker Prachtentfaltung und der modernen, galanten Klangsprache an der Schwelle zur Klassik.

Verlust in der Revolution

Auch in der Musiksammlung des Benediktinerklosters Mariastein waren seine Werke in beträchtlichem Umfang vertreten, unglücklicherweise gingen jedoch alle Drucke im Zuge der Besetzung und Plünderung des Klosters durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1798 verloren. Rathgebers umfangreiches Werk hat bislang noch keine angemessene Würdigung erfahren, es liegen keine umfassenden Editionen seiner Vokalkompositionen vor, und erst in den letzten Jahren entstanden einzelne Aufnahmen und CD-Produktionen.

Werke neu entdecken

Das Ensemble ad·petram rund um den Kirchenmusiker Christoph Anzböck wirkt seit seiner Gründung im Jahr 2019 als «ensemble in residence» des Benediktinerklosters Mariastein und entfaltet seine musikalische Tätigkeit in Gottesdiensten und Konzerten. Dabei ist es eine erklärte Aufgabe des Ensembles, auch jene Werke neu zu entdecken, die in klösterlichem Kontext entstanden sind und heute noch vergessen in Bibliotheken und Archiven schlummern. So wurden auch für dieses Konzert einige Werke Johann Valentin Rathgebers erstmals in moderner Edition verfügbar gemacht. Durch die Jahrhunderte haben die musikalischen Kräfte der Klöster einen unschätzbaren und kaum zu überblickenden Reichtum an musikalischen Formen geschaffen. Diesen kulturellen Schatz zu pflegen und (wieder-)erlebbar zu machen, hat sich das Ensemble ad·petram zur Aufgabe gemacht. Die Arbeit im Kirchenraum der Basilika Mariastein und die Möglichkeit, diese Musik in jenem Kontext erklingen zu lassen, für den sie ursprünglich erdacht war, wirkt auf das Ensemble als beglückende Quelle der Inspiration.

Das Konzert unter dem Titel «Sancte Pater Benedicte» beginnt um 16.30 Uhr und dauert ca. eine Stunde. Es gilt eine Maskenpflicht. Eintritt frei, Kollekte.

Kloster Mariastein/kh