14.02.2019 – Editorial

Kirche im Februar

Februar! Stürmische Winde rütteln an Bäumen und Häusern, Regen peitscht uns auf den Stras­sen. Bald steigt die Temperatur auf über zehn Grad an, bald folgen wieder Eistage mit Schneefall. Dazwischen ein paar Stunden helles Sonnenlicht, als ob nichts gewesen wäre … «Febrerillo loco» sagen die Spanier, verrückter Februar.

Manchmal erinnert mich die Stimmung in der Kirche an das Februarwetter. Fast wöchentlich sind Kirchenthemen in den Medien gross präsent, Unruhe ist spürbar. «In den vergangenen Wochen und Monaten erreichten uns viele Nachrichten über Missstände in der katholischen Kirche. Verschiedene Aktionen und Petitionen fordern eindringlich Veränderungen in unserer Kirche», schreibt soeben Irene Gassmann, die Priorin des Frauenklosters Fahr. Sie kündet den Start eines wöchentlichen «Gebets am Donnerstag» an, das sich über das Netzwerk der Benediktinerinnen rund um den Erdball verbreiten soll. Im Kloster Fahr startet das Gebet am 14. Februar. In Basel wird es am 21. Februar an der Heiliggeistkirche aufgenommen, in der Kapelle des Studentenhauses gibt es schon seit 2010 am ersten Donnerstag des Monats ein Gebet um Erneuerung in der Kirche. «Es braucht Vertrauen, dass durch neue Wege und einschneidende Veränderungen mehr Gutes geschaffen wird als durch Verharren im Ist-Zustand», heisst es in dem Gebet. Der ganze Text ist greifbar unter www.gebet-am-donnerstag.ch.

«Viele haben Angst. Und tatsächlich sind wir nicht immer auf der Höhe der Zeit», stellte Bischof Felix Gmür am letzten Sonntag in seiner Predigt zur Errichtung des Pastoralraums Leimental fest. Eva Baumann-Neuhaus, Projektleiterin am Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut in St. Gallen, brauchte für das, was sich in der Kirche ankündigt, ein anschauliches Wort: «Es rumpelt. Es muss rumpeln! So wird es grössere Vielfalt geben.»

Wenn es kräftig rumpelt, ist nachher nicht mehr alles am gleichen Platz. Es gibt Veränderung. Meine Hoffnung ist, dass sich in den Pfarreien und Pastoralräumen viele einbringen, mitdenken und sagen, was ihnen an der Kirche wirklich wichtig ist. Was sie behalten wollen und was anders werden soll. Für diesen Prozess hoffe ich, dass die Zeiten, da in der katholischen Kirche nur eine Meinung als die richtige galt, vorbei sind. Dass wir die Meinung anderer auch dann respektieren und schätzen können, wenn sie der unseren entgegensteht.

Der Februarius war im altrömischen Kalender der Reinigungsmonat. Danach begann ein neues Jahr. Auch die Kirche kann den Februar nicht überspringen.

Christian von Arx