Geborgen, geliebt und gesegnet. | © Helene Souza/pixelio.de
Geborgen, geliebt und gesegnet. | © Helene Souza/pixelio.de
19.12.2019 – Impuls

Matthäus 2,16–18

Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und liess in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren nicht mehr.

Einheitsübersetzung 2016

 

Kinder beschützen

Das ist wohl unser grösster Wunsch. Dass unsere Kinder behütet und in Gottes Hand geborgen sind. Doch genau drei Tage nach dem Weihnachtsfest, an dem wir die Menschwerdung Gottes in einem kleinen, hilflosen Kind gefeiert haben, werden wir brutal in die Wirklichkeit zurückgeholt. Bedroht ist dieses kleine Leben durch das Machtstreben des herrschsüchtigen Königs Herodes, der nicht davor zurückschreckt, Kinder zu ermorden.

Historische Tatsache oder nicht; Kinder sind schutzlos und brauchen die besondere Fürsorge der Erwachsenen. Kindermord, Kindesmisshandlung, sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen gibt es bis heute. Mütter und Väter weinen um ihre Kinder. Das Böse wendet sich vor allem gegen die Schwachen. Deshalb ist es unser Wunsch und auch unsere Verpflichtung, Kinder zu beschützen, vom Anfang des Lebens an.

Das wird besonders deutlich in der Taufe. Wir beten um Bewahrung vor dem Bösen, und den Kindern werden in Stille die Hände aufgelegt. Und dann werden die Mitfeiernden gefragt, ob sie sich gegen das Böse aussprechen. «Widersagt ihr dem Bösen?», heisst die Frage in der traditionellen Form; die Antwort, die erwartet wird, lautet: «Ich widersage.»

In heutiger Sprache kann dieses Ritual folgendermassen lauten:

Für uns, für unsere Lieben und für unsere Kinder wünschen wir nur Gutes. Wir möchten sie vom Bösen fernhalten, wir möchten sie schützen vor allem, was ihnen an Leib und Seele schaden kann. Wir möchten den Kindern einen Schutzraum geben, damit nichts und niemand ihnen Böses tun kann. Wir möchten die Dunkelheit vertreiben und wünschen ihnen Licht und Erleuchtung in ihrem Leben. Doch das Böse ist Realität in unserem Leben, in unserer Welt. Wir können Gott bitten, dass er uns alle vor dem Bösen schützt. Wir können darum bitten, dass das Leben unserer Kinder hell und glücklich ist. Dass sie geborgen, geliebt und gesegnet sind. Und wir selber können uns dem Bösen immer wieder entschieden entgegenstellen, uns wehren gegen alles, was dem Leben schadet, und uns für das Gute entscheiden.

Und entsprechend lauten die Fragen, auf die die Antwort «Wir wehren uns» gegeben wird:

Wehrt ihr euch gegen alles, was böse ist und die Würde der Menschen mit Füssen tritt?

Wehrt ihr euch gegen die Ursachen des Bösen, die so viel Leid in der Welt verursachen?

Wehrt ihr euch gegen alles, was zu ungerechten Strukturen führt und Menschen am Leben hindert?

Diese Fragen dürfen wir uns immer wieder neu stellen und stellen lassen. Und danach handeln. Nicht nur anlässlich einer Taufe, sondern jeden Tag. Und lassen wir uns durch die Kinder von Betlehem an die unschuldigen Kinder von heute erinnern:

Unschuldige Kinder

Jene von damals
können wir heute
nur noch feiern

jene der Gegenwart
könnten wir retten …

jedenfalls viele
in Syrien
im Jemen
auf den Strassen
überall

die Ungewollten
die Ungeliebten
unter uns

jene von damals
sind eine Mahnung
heute zu handeln

Charis Doepgen OSB

 

Dorothee Becker, Theologin und Seelsorgerin, Pfarrei Heiliggeist