Die Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters mit der Pfarrkirche von Beinwil liegen auf einer Anhöhe über der Lüssel im solothurnischen Bezirk Thierstein. | © Christian von Arx
Die Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters mit der Pfarrkirche von Beinwil liegen auf einer Anhöhe über der Lüssel im solothurnischen Bezirk Thierstein. | © Christian von Arx
19.11.2018 – Aktuell

In Beinwil soll sich orthodoxes Klosterleben entfalten

Die Stiftung Kloster Beinwil und eine orthodoxe Gemeinschaft sind sich im Grundsatz einig

Die Zukunft des Klosters Beinwil scheint überraschend schnell geklärt: Wenn möglich bereits auf den 1. Januar 2019 könnte eine orthodoxe Gemeinschaft einziehen. Der Stiftungsrat und ein neugegründeter Verein haben eine Absichtserklärung unterzeichnet und arbeiten jetzt den Nutzungsvertrag aus.

 

Als Vertragspartner tritt der Verein «Heiliges Orthodoxes Kloster Johannes Kapodistrias Beinwil, Schweiz» auf. Dieser Verein wurde am 9. November gegründet mit dem Ziel, in Beinwil ein orthodoxes Kloster zu führen. Seine Mitglieder gehören alle einer orthodoxen Kirche an. Ihre Gemeinschaft ist international orientiert: Als geistliches Haupt wird Abt Dionysios genannt, der in Griechenland als Vorsteher von zwei Klöstern wirkt. Laut der Absichtserklärung vom 14. November ist Abt Dionysios Gründer von weltweit 18 monastischen Gemeinschaften.

Das ehemalige Benediktinerkloster Beinwil wäre das erste Kloster dieser Gemeinschaft in der Schweiz. Vorerst sollen fünf Personen nach Beinwil ziehen: Vier Männer in den Konventbau, eine Frau ins Schwesternhaus. Abt soll Archimandrit Damaskinos werden, ein Priester, der nach Auskunft von Stiftungspräsident Pfarrer Franz Christ (Basel) aus dem Kanton Neuenburg stammt und vom Protestantismus zur orthodoxen Kirche übergetreten ist. Der Abt, ein Mönch und die Nonne sind Schweizer, je ein Mönch ist Deutscher und griechisch-amerikanischer Doppelbürger. Der Abt ist französischer Muttersprache, alle fünf Mitglieder sollen gut Deutsch sprechen.

Orthodoxe Mönche und Nonnen leben zölibatär und können keine gemeinsame Klostergemeinschaft bilden. Wie Pfarrer Christ erläuterte, ist es jedoch durchaus möglich, dass sie gemeinsam essen. Das Essen gelte in der Orthodoxie als Fortsetzung der Liturgie. Mit der Zeit sollen weitere Mönche und Nonnen nach Beinwil ziehen. Es könnte eine Art Doppelkloster entstehen. Laut Pfarrer Christ führt die Gemeinschaft Gespräche, welchem orthodoxen Bischof sie sich unterstellen kann. Die bisherigen 18 Klöster in andern Ländern sind offenbar Bischöfen unterschiedlicher orthodoxer Kirchen unterstellt.

«Uns haben das klar christliche Profil und die monastische Ausrichtung dieser Bewerbung überzeugt», erklärt Stiftungspräsident Christ. Die Gemeinschaft habe einen eindeutigen konfessionellen Charakter, bekenne sich aber zur ökumenischen Offenheit und Gastfreundschaft. Alle vier Träger der Stiftung Kloster Beinwil – die Evangelisch-reformierte und die Römisch-Katholische Kirche Basel-Stadt, der Bischof von Basel und der Abt von Mariastein – seien mit dem neuen Nutzer einverstanden.

Die Stiftung hatte die Klostergebäude zur Nutzung ausgeschrieben, nachdem die Oekumenische Gemeinschaft Beinwil auf Ende 2018 gekündigt hatte. Der neue Vertrag soll wiederum zehn Jahre gelten. Die Kirche ist und bleibt die Kirche der Römisch-katholischen Pfarrei Beinwil und wird nicht Teil des Nutzungsvertrags.

Christian von Arx