Im Gespräch: Bischof Felix Gmür bei der Begegnung mit einer Delegation des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds. | © Frauenbund
Im Gespräch: Bischof Felix Gmür bei der Begegnung mit einer Delegation des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds. | © Frauenbund
21.09.2020 – Aktuell

Am Anfang des Weges

Treffen der Schweizer Bischöfe mit einer Delegation des Frauenbundes

Am 15. September hat eine historische Begegnung stattgefunden: Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) traf sich mit einer Delegation des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF). «Von den gemeinsam von SBK und SKF anvisierten Zielen konnten nicht alle erreicht werden. Fruchtbar war die Begegnung trotzdem», heisst es in einer Medienmitteilung.

Es ist ein Anfang, wohin der Weg führen wird und mit welchen Schritten es vorwärts geht, wird sich weisen müssen. «SBK und SKF nutzten das Treffen, um sich besser kennen zu lernen und ins Gespräch zu kommen», hält die Medienmitteilung unter dem Titel «Wir stehen am Anfang des Weges» fest. Herzstück der Begegnung in Delémont waren vier Workshops, basierend auf Zitaten aus dem nachsynodalen apostolischen Schreiben «Querida Amazonia» von Papst Franziskus.

Zum Ergebnis heisst es in der Medienmitteilung: «Die Erwartungen an eine aufbauende und lebendige Kirche, in der sich alle gleichwertig, respektvoll und offen begegnen, wurden diskutiert, konnten aber noch nicht konkretisiert werden. Das Gleiche gilt für die Formulierung von Erwartungen an den Prozess ‹Gemeinsam auf dem Weg für die Erneuerung der Katholischen Kirche in der Schweiz› und den Umgang damit.» Nach der gemeinsamen Medienkonferenz, die am 18. September stattgefunden hat, ist mit einem Auswertungsgespräch Mitte Oktober eine weitere Station auf dem gemeinsamen Weg geplant.

Verantwortung, nicht Macht

Gemäss Medienmitteilung herrschte weitgehend Konsens darüber, dass die Frauen in Dienstämtern und vor allem in Leitungsfunktionen innerhalb der römisch-katholischen Kirche mehr Platz einnehmen müssen. Den Vorwurf, der SKF sei primär an der Machtfrage interessiert, haben seine Vertreterinnen mit Vehemenz bestritten. Ihr Antrieb sei der Wille, Verantwortung in der römisch-katholischen Kirche zu übernehmen, betonten sie.

Die Bischöfe haben erkannt, dass sich etwas bewegen muss. «Die Bistümer können nicht darauf hoffen, dass alles unverändert bleibt», wird Bischof Charles Morerod zitiert. «Wir brauchen einen Wandel. Ich muss aber auch eingestehen, dass ich im Moment nicht weiss, wie und was wir konkret ändern könnten.»

Stimmen zum Treffen der Bischöfe mit den Frauen

Miriam Christen-Zarri, Präsidentin des SKF-Kantonalverbands Uri: «Die Bischöfe waren neugierig auf uns»

Was haben Sie gelernt?
Mir war nicht bewusst, wie uneinig sich die Bischöfe sind. Die Bischofskonferenz kann nur einstimmig entscheiden. Ansonsten ist es ein Eiertanz.

Wie haben Sie die Stimmung empfunden?
Die Stimmung war gut und von Wohlwollen geprägt. Und ich fand: Die Bischöfe waren neugierig auf uns.

Ist es nicht frustrierend, zu wissen: So richtig ändern wird sich nichts?
Das glaube ich nicht. Das nächste Treffen ist schon vereinbart. Das kommt gut. Ich sehe uns auch in der Pflicht, dass dieser Prozess weitergeht. Und dann kommt vielleicht noch öffentlicher Druck hinzu.

 

Simone Curau-Aepli, Präsidentin des SKF: «Da passiert etwas bei den Bischöfen»

Ist Ihre Forderung nach Gleichberechtigung in der Kirche angekommen?
Wir waren sehr klar. Wir haben unsere Botschaft sehr persönlich kommuniziert. Wir haben von den Verletzungen erzählt, die wir als Frauen in der katholischen Kirche empfinden. Ob unsere Botschaft bei allen angekommen ist, weiss ich nicht. Aber ich denke schon, dass der ein oder andere ein Aha-Erlebnis hatte.

Zum Beispiel?
Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, hat gesagt: «Wir haben nicht mehr viel Kredit.» Ich habe gemerkt: Da passiert etwas bei den Bischöfen. Ihnen wird klar: Es kann so nicht weitergehen, es muss sich etwas ändern und wir müssen die Veränderungen aktiv gestalten.

Und bei wem gab es kein Aha-Erlebnis?
Bei Weihbischof Marian Eleganti. Er hat ein starres Bild über den Frauenbund und denkt, es geht uns nur um die Priesterweihe für Frauen. Ich spüre bei ihm eine Blockade, mit uns zusammenzuarbeiten. Aber Bischof Marian war eine Ausnahme. Umso schöner, dass wir von den anderen Bischöfen ein grosses Wohlwollen gespürt haben, sich den Fragen zu stellen.

Hatten Sie das Gefühl: Die Bischöfe haben sich über den Austausch gefreut?
Die Bischöfe diskutieren nicht gerne über Machtstrukturen. Sie sprechen lieber über Mission und Nächstenliebe. Das ist wichtig, aber nicht genug. Wir spüren immer wieder eine Mauer: Bis hierhin und nicht weiter. Diese Mauer ist aus Angst gebaut. Und das tut weh. Missbrauch und Machtmissbrauch werden durch geschlossene, intransparente Strukturen begünstigt. Die müssen wir aufbrechen.

 

Denis Theurillat, Weihbischof Bistum Basel: «Vieles hängt schon heute von den Frauen ab»

Wegen eines Unfalls konnte der Basler Weihbischof Denis Theurillat am Treffen nicht dabei sein. Er will sich dafür einsetzen, dass Papst Franziskus von der Begegnung erfährt. Die Frage, wieso sich die Kirche mehr um die Frauen kümmern müsse, beantwortet er so: «Weil die Kirche ohne die Frauen keine Zukunft hat. Neulich war ich in einer Pfarrei zur Firmung. Dort haben vier Frauen in der Sakristei auf mich gewartet. Kein Mann war da: kein Priester, kein Diakon, kein Pastoralassistent. Vieles in der Kirche hängt schon heute von den Frauen ab.»

 

Felix Gmür, Bischof von Basel und Präsident der SBK: «Keine definitiven Antworten»

Acht Bischöfe, ein Abt und elf Frauen haben sich getroffen. Was haben Sie beim Treffen mit den Frauen gelernt?
Das wichtigste ist: Man redet miteinander. Man hat die Bereitschaft, den anderen zuzuhören. Und die anderen haben die Bereitschaft, uns zuzuhören. Zweitens: Das Bewusstsein wird gefördert. Wir gehören zur Kirche und wir wollen das Gute für die frohe Botschaft Jesu Christi. Und drittens: Wir haben keine definitiven Antworten.

Sie könnten im Bistum Basel mehr Frauen die Möglichkeit geben, zu taufen oder Paare zu trauen.
Das ist ein falsches Vorgehen. Wir haben Regeln. Und die Regeln werden eingehalten. Die Regeln haben einen Grund, warum sie so sind. Ich bin kein Polizist, aber ich weiss vom Hörensagen: Oftmals werden die Regeln nicht eingehalten. Und das ist wirklich schlimm. Wenn die Regeln nicht eingehalten werden, sagt man in anderen Bistümern: Ihr macht sowieso, was ihr wollt, wir müssen die Regeln der katholischen Kirche nicht ändern.

kath.ch / rv