13.01.2022 – Leserreaktionen

Hat die Kirche wirklich so viel Zeit?

Zum Besuch der Schweizer Bischöfe beim Papst in Rom («Kirche heute» 50–51/2021)

«Wir brauchen Zeit», sagte Papst Franziskus anlässlich eines Besuchs der Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz in Rom. Wenn der Papst und die Vatikanbehörden für notwendige Veränderungen Zeit verlangen, dann ist darunter wohl eine Zeitspanne von 10 bis 20 Jahren zu verstehen.

Hat die Kirche wirklich so viel Zeit, fragt sich der besorgte Mitdenker. Es zeigt sich doch Sonntag für Sonntag, dass die einfachen Gläubigen eine rasche Lösung der anstehenden Probleme fordern. Die Kirchen leeren sich immer mehr, und an vielen Besuchern, die sonntags noch in die Kirche gehen, läuft die christliche Botschaft ab wie Wasser an der Regenjacke.

Es müssen also meines Erachtens für die anstehenden Probleme rasch Antworten gefunden werden. Beispiele hierfür: Ordination von Frauen, Zölibat, Unfehlbarkeit des Papstes, Kommunion und viele weitere Frage, die alle einer Lösung harren. Früher oder später werden die geforderten Neuerungen von «unten» mit oder ohne den Segen der Amtskirche eingeführt. Der Ausdruck «wir brauchen Zeit» ist in diesem Zusammenhang ohnehin eine Forderung, der nur mit grosser Skepsis oder gar mit Unverständnis begegnet werden kann. Wenn die vom Papst geforderte Zeit verstrichen sein wird, sind nach menschlichem Ermessen sowohl der Papst als auch die meisten derzeitigen Mitglieder des höheren Klerus nicht mehr am Leben, und die Probleme liegen dann bei den Nachfolgern auf dem Tisch.

Ich überlasse es Ihnen, die Schlussfolgerungen zu ziehen.

Markus Müller, Allschwil