03.06.2021 – Leserreaktionen

Hans Küng, der Hoffnungsträger

Unsere Kirche ist nur noch der Schatten dessen, was das II. Vatikanische Konzil mit ihr in Aufbruchstimmung vorgehabt hat. Mit vielen anderen Theologinnen und Theologen setzte Hans Küng hier an. Je mehr Rom mauerte, umso kämpferischer wurde Hans Küng. Er gab da und dort noch eins obendrauf, um zu unterstreichen, dass mit ihm zu rechnen ist. Das vermittelte gelegentlich den Eindruck, eitel und selbstherrlich zu sein. Wenn dem wirklich so war, dann fand er sich mit vielen intellektuellen Koryphäen in guter Gesellschaft. Eine eigenartige Schwäche, als ob sie es nötig hätten? Immerhin macht sie dieses Abheben sehr menschlich, also zu einem von uns, und damit werden sie vielleicht gar noch sympathischer.

Keine Frage, Hans Küng hat als einer der grossen Theologen Grosses geleistet und blieb bis zuletzt ein überzeugender Hoffnungsträger.

Seine grösste Leistung kann man darin sehen, dass er bis zu seinem bitteren Ende durchgehalten hat. Als Priester und Theologe blieb er seiner Kirche trotz aller lehramtlichen Massregelungen treu. In Papst Franziskus sah er verheissungsvolle Morgenröte.

Seine Gründe zu bleiben, hat er im Buch «Die Hoffnung bewahren» berührend dargetan. Hier daraus nur Kostproben:

«Ich bin nun einmal in diese katholische Kirche hineingeboren …, in eine katholische Familie, die mir lieb ist, in eine katholische Schweizergemeinde, in die ich immer wieder gerne zurückkehre, kurz: in eine katholische Heimat.»

«Weil man die Träume seiner Jugend nun einmal nicht verraten soll.»

«Weil wir den Glauben haben, dass das Evangelium Jesu Christi sich immer wieder als stärker erweist denn alle menschliche Unfähigkeit und Oberflächlichkeit, denn unsere eigene Trägheit, Torheit, Resignation.»

Wie klug, dass «Kirche heute» diesem Menschen die Ehre erwiesen hat.

Willy Bucheli-Frech, Basel