Am Ende des Neujahrsgottesdienstes in der reformierten Kirche Sissach bedankten sich drei Jugendliche aus Rumänien, Frankreich und Deutschland im Namen der 300 Gäste bei den Gastgebern. (Foto: Christian Hofer)
Am Ende des Neujahrsgottesdienstes in der reformierten Kirche Sissach bedankten sich drei Jugendliche aus Rumänien, Frankreich und Deutschland im Namen der 300 Gäste bei den Gastgebern. (Foto: Christian Hofer)
20.01.2018 – Hintergrund

«Gastfreundschaft kann ein Leben beeinflussen»

Das Engagement von Einzelpersonen und Gastgemeinden wirkt auf der persönlichen Ebene nach

Für das Europäische Jugendtreffen in Basel leisteten Pfarreien und Kirchgemeinden in einem grossen Umkreis einen ausserordentlichen Effort. Bei vielen Beteiligten wird dieses Erlebnis noch lange nachwirken.

«Das Schöne an diesen Taizé-Tagen war, immer wieder zu erfahren und zu sehen, wie alles irgendwie gut ging! Gottes Segen lag spürbar über diesem Treffen.» Das schreibt Matthias Walther, Pastoralassistent in der Pfarrei St. Franz Xaver in Münchenstein, auf der Website der Pfarrei. Sylvia Laumen von der Gastgemeinde Allerheiligen Basel schildert: «Es war natürlich auch anstrengend – bis an die Grenzen.» Und die Jugendseelsorgerin Noemi Aegerter aus Liestal sagt: «Taizé hat uns gezwungen zu relaxen. Es muss nicht immer alles perfekt sein.»

Das Erlebnis des Treffens und das eigene Engagement haben bei den Gastgebenden Spuren hinterlassen. Das haben auch die Freiwilligen des internationalen Taizé-Vorbereitungsteams beobachtet. «Für viele Verantwortliche in den Gastgemeinden war es neu, andere Menschen oder Institutionen um Hilfe zu bitten», berichten sie von Aussagen ihrer örtlichen Bezugspersonen. «Sie haben sich und anderen etwas zugetraut.» Und: «Viele haben mit ihrem Mitmachen bei ‹Taizé Basel› etwas Neues gewagt und sind dadurch offener für Neues geworden.»

Neue Gesichter angetroffen

Durch die Herausforderung, Gastplätze zu suchen und sich für die gemeinsamen Anlässe während des Treffens zu organisieren, seien manche Gemeinden näher zusammengewachsen. «An etlichen Orten waren neue Gemeindeleiter im Amt und haben durch diesen Anlass engagierte Menschen in ihrer Gemeinde kennengelernt.» Was Sylvia Laumen für Allerheiligen in Basel feststellte, gilt für viele Gastgemeinden: «Es halfen auch Leute mit, die man sonst nie sieht in der Pfarrei.» Aus Pratteln und Lausen berichtet der spanische Taizé-Volontär Jorge: «Ältere Menschen haben sich darüber gefreut, dass junge Leute mithalfen, die sonst nicht in der Kirche zu sehen sind.»

Die Wirkung des Treffens beschränkt sich nicht auf Menschen, die selber Teilnehmer beherbergt haben. Frère Richard, seit bald 40 Jahren Mitglied der Gemeinschaft von Taizé, berichtet von einer im Vergleich zu andern Jugendtreffen sehr hohen Teilnahme der lokalen Bevölkerung. Für die Mittagsgebete wurde eine Stadtkirche mehr geöffnet als ursprünglich geplant. An den Abendgebeten sei die Zahl der Anwesenden um 2000 über der Zahl der angemeldeten Teilnehmer gelegen.

«Offenes Bild der Kirchen wird bleiben»

Das Taizé-Treffen habe in Basel ein positives Bild hinterlassen, sind die Mitglieder des Vorbereitungsteams überzeugt: «Die Stadt Basel hat die Erfahrung gemacht, dass die Gäste friedliche und höfliche Leute waren. Dieses offene Bild der Kirchen wird bleiben.» Negative Vorurteile gegenüber der Jugend oder einzelnen Nationen seien abgebaut worden. Umgekehrt nähmen auch die Gäste eine positive Erinnerung aus Basel mit nach Hause: «Sie haben die Erfahrung einer Gastfreundschaft gemacht, die unabhängig von der Sprache gelebt wurde», sagt die deutsche Andreasschwester Kerstin. «Das kann man sonst im Alltag selten erleben. Das kann ein Leben beeinflussen.»

In vielen Fällen wird es nicht bei einem einmaligen Kontakt bleiben. Manche Schweizer Gastgeber haben von ihren Gästen Einladungen erhalten und wollen sie nun in ihren Herkunftsändern besuchen, zum Beispiel in Polen oder Weissrussland. Das Treffen kurble auch den Tourismus an, schmunzelt Taizé-Volontär Berni. Frère Richard ist überzeugt: «Sich persönlich zu kennen, ist im heutigen Europa von Bedeutung.»

Christian von Arx