In der Natur: Fronleichnamsprozession in Blauen im Jahr 2009. (Foto: Archiv «Kirche heute»)In der Natur: Fronleichnamsprozession in Blauen im Jahr 2009. (Foto: Archiv «Kirche heute»)
In der Natur: Fronleichnamsprozession in Blauen im Jahr 2009. (Foto: Archiv «Kirche heute»)In der Natur: Fronleichnamsprozession in Blauen im Jahr 2009. (Foto: Archiv «Kirche heute»)
02.06.2018 – Aktuell

Sich unter freiem Himmel an Gottes Gegenwart freuen

Fronleichnam ist eines der fröhlichsten und farbenfreudigsten Feste der katholischen Kirche

In der Nordwestschweiz wird das reiche Fronleichnamsbrauchtum heute meist in reduzierter Form gepflegt. Wo der Festtag (Donnerstag) ein normaler Werktag ist, kann das Fest auf den folgenden Sonntag verschoben werden.

«An disem mittwoch z’nacht» – gemeint ist der Vorabend von Fronleichnam – «sollend die priester um hübsche kränzlin luogen.» So heisst es in einer Schwyzer Kirchenordnung aus dem Jahr 1588. Blumenkränzchen ge­hörten also vor mehr als 400 Jahren zum Brauchtum des Fronleichnamsfestes. Das gleiche gilt für die Prozessionen: Schon kurz nachdem der Papst im Jahr 1264 das Fest für die ganze Kirche eingeführt hatte, sind erste Fronleichnamsprozessionen in Köln belegt. In unseren Gegenden verbanden sie sich wohl mit der Tradition der Flurumgänge. Die Fronleichnamsprozessionen führten die Pfarrei hinaus in den Frühling, in die blühende Natur.

Das Volk beging die Prozessionen mit Freude und Pomp. Kinder streuten Blumen auf den Weg. Eine prächtige Monstranz mit der sichtbaren Hostie wurde unter einem Baldachin durch Gassen und Fluren getragen. Das Volk sang und betete, Musik und Fahnen gehörten dazu. Die Altäre an den vier Stationen wurden farbig geschmückt.

Fronleichnam ist also ein freudiges, fröhliches Fest. Der traurige Beiklang des Namens führt in die Irre: Das mittelhochdeutsche Wort bedeutet ganz einfach «Leib des Herrn», und «Leichnam» bezeichnete damals den lebendigen Menschenleib. Das Fest geht auf die Augustinerchorfrau Juliana von Lüttich (1193–1258) zurück und will die Gegenwart Christi in der Gestalt des Brotes feiern.

Die Reformatoren lehnten das Fest ab, aber in den katholischen Ländern wurde es populär. In der Deutschschweiz hiess es «Herrgottstag», für das Laufental und Thierstein ist der Name «Liebenherrgottstag» überliefert. Dort und ebenso in der Region Olten finden heute noch viele Fronleichnamsprozessionen statt, wenn auch meist nur mit einem kurzen Umgang. Im Stedtli Laufen versammelt sich die Pfarrei am Sonntag auf dem Rathausplatz, die Stadtmusik spielt, und die weissgewandeten Erstkommunionkinder tragen auf dem Weg zur Kirche Brote, die anschliessend beim Apéro geteilt werden. «Es ist einer der bestbesuchten Gottesdienste des Jahres», sagt Pastoralraumleiter Christof Klingenbeck. «Die Leute sind gern draussen im Stedtli.»

In der Stadt Basel gibt es seit Jahrzehnten keine eigentlichen Prozessionen mehr an Fronleichnam. «Ältere Pfarreimitglieder erinnern sich, dass sie das noch erlebt haben», berichtet Markus Brun, Pfarrer von St. Marien und Allerheiligen. Damals hätten die Basler Katholiken aus ihrer Minderheitsposition heraus mit der Prozession auf sich aufmerksam machen können. Mit der rechtlichen Anerkennung Anfang der 1970er-Jahre habe dieses Bedürfnis abgenommen. Mehrere städtische Pfarreien feiern Fronleichnamsgottesdienste an Altären draussen vor der Kirche und ziehen dann mit der Monstranz in die Kirche ein. «So zeigen wir, dass Gott in der Welt gegenwärtig sein will und nicht nur in der Kirche», erklärt Pfarrer Brun.

Christian von Arx