Beispiel Madagaskar: Der neue Brunnen von Taratasy als Symbol des Aufbruchs. | © Fenitra Rabefaritra/Fastenopfer
Beispiel Madagaskar: Der neue Brunnen von Taratasy als Symbol des Aufbruchs. | © Fenitra Rabefaritra/Fastenopfer
06.06.2019 – Aktuell

Fastenopfer bewirkt Wandel durch Solidaritätsgruppen

Das katholische Hilfswerk der Schweiz legt Rechenschaft ab über seine weltweite Tätigkeit im Jahr 2018

2018 konnte Fastenopfer über 2 Millionen Menschen in 14 Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens über die Projekt- und Programmarbeit erreichen. Im Jahresbericht 2018 verweist Fastenopfer auf eine Studie, die aufzeigt, dass die ärmsten Bevölkerungskreise erreicht werden und diese dank der Methode der Solidaritätsgruppen ihre wirtschaftliche Situation verbessern können.

In der Medienmitteilung zum Jahresbericht schreibt das Hilfserk, dass seit über 20 Jahren im Mittelpunkt der Arbeit von Fastenopfer und seinen Partnerorganisationen Solidaritätsgruppen stehen, die auf die kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Länder abgestimmt sind. Gemeinsam sei ihnen, dass ihre Mitglieder fixe oder anonym festgelegte Beträge in Form von Geld oder Grundnahrungsmitteln in eine gemeinsame Kasse einzahlen. Daraus könnten sie günstige oder gar zinslose Darlehen für Grundbedürfnisse wie die Begleichung von Schulgebühren, Gesundheitsausgaben oder den Kauf von Nahrungsmitteln aufnehmen. Auch bei Notfällen könne Geld oder Getreide geliehen werden, denn nicht Profit, sondern Solidarität und Absicherung stehen an erster Stelle. «Fastenopfer finanziert jeweils Ausbildung und Begleitung der Gruppen, die durch lokale Animatorinnen und Animatoren geschieht, zahlt aber selbst nichts in die Kassen ein», heisst es in der Mitteilung.

Wirkung in Magadagaskar und Senegal überprüft

Laut der Medienmitteilung beauftragte Fastenopfer 2018 den renommierten Mikrofinanzexperten Phil Mader von der Universität Sussex, die Wirkung dieser Solidaritätsgruppen in Madagaskar und Senegal zu untersuchen. Zusammen mit lokalen Teams seien pro Land jeweils 200 Mitglieder und 50 Nichtmitglieder befragt worden, insgesamt 500 Personen. Zudem hätten Phil Mader und sein Team Diskussionen mit Fokusgruppen, Solidaritätsgruppen und mit Mitarbeitenden von Partnerorganisationen durchgeführt.

«Die sorgfältig durchgeführte Studie bestätigt, dass mit dem seit 20 Jahren genutzten Ansatz die ärmsten Bevölkerungsgruppen erreicht werden», schreibt Fastenopfer. Die Mitglieder sähen die grösste Wirkung in der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage sowie eine klare Verbesserung des sozialen Zusammenhalts. Die meisten zinslosen Darlehen würden für die Deckung von Grundbedürfnissen und für Notlagen verwendet. Die Solidaritätsgruppen schafften ein soziales Sicherheitsnetz, innerhalb dessen auch Schicksalsschläge aufgefangen werden.

Bewegung in Politik und Gesellschaft

Weiter heisst es in der Mitteilung, 2018 sei politisch ein prägendes Jahr gewesen. Gemeinsam mit anderen Hilfswerken wurde im Parlament ein Gegenvorschlag für die Konzernverantwortungsinitiative erarbeitet. «Das lässt darauf hoffen, dass 2019 mehr Menschen Rechtssicherheit bekommen werden.» Dennoch hätten Vorbereitungen für einen möglichen Abstimmungskampf begonnen für den Fall, dass der parlamentarische Prozess scheitert.

Viele der Partnerorganisationen von Fastenopfer seien bereits tagtäglich mit den Folgen der Klimaveränderung konfrontiert. Mitigations-, Adaptations- und Desaster Risk Reduction-Massnahmen, das heisst Massnahmen zur Anpassung und Risikominderung, sowie Vermeidungsstrategien seien hochaktuell. Gerade aus dem globalen Süden würden deshalb konkrete Fortschritte in der weltweiten und schweizerischen Klimadebatte gefordert. «Um Bewegung in die Diskussion zu bringen, ist Fastenopfer der Gletscher-Initiative beigetreten und engagiert sich in der Klimaallianz», teilt das Hilfswerk mit.

Die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Wandels hin zu einer enkeltauglichen Zukunft war Thema der Ökumenischen Kampagne 2018. Unter dem Motto «Werde Teil des Wandels» habe Fastenopfer gemeinsam mit Brot für alle 2 Millionen Menschen erreicht, schreibt das katholische Hilfswerk. «An über 200 Veranstaltungen inspirierten Mitarbeitende der beiden Organisationen, internationale Gäste und Fachpersonen über 12’000 Personen dafür, sich individuell oder in Gesellschaft, Wirtschaft oder Kirche für einen ökologischen und sozialen Wandel stark zu machen, der die planetaren Grenzen berücksichtigt», heisst es in der Mitteilung.

Finanziell zufriedenstellend

Die Rechnung 2018 bezeichnet Fastenopfer als zufriedenstellend. Die Einnahmen aus Spenden und Beiträgen (ohne Deza) betrugen laut der Mitteilung 15‘685‘116 Franken (Vorjahr 15‘720‘000 Franken). Der Deza-Beitrag war mit 5‘135‘220 Franken (Vorjahr 5‘049‘149 Franken) leicht höher als in der Jahresrechnung 2017. Zusammen mit den Erträgen aus Handel- und Dienstleistungen resultierte laut der Mitteilung ein betrieblicher Gesamtertrag von 21‘889‘927Franken (Vorjahr 21‘831‘431 Franken), der um 58‘496 Franken (0,27%) über dem Ertrag des Vorjahres liegt. Das Geschäftsjahr 2018 schliesst mit einem Mehraufwand von 1‘102‘530 Franken ab. Dieses Ergebnis liege über dem Budget, das einen Aufwandsüberschuss von rund 893‘141 Frankenvorgesehen hatte, beinhalte jedoch ausserordentliche nicht planbare Aufwände. kh