Einen Rahmen von neun bis 15 Personen erachtet Moderatorin Kerstin Rödiger als ideal für ein Erzählcafé (Bild von einer Durchführung im Da-Sein der Offenen Kirche Elisabethen).
| © Archivbild OKE
Einen Rahmen von neun bis 15 Personen erachtet Moderatorin Kerstin Rödiger als ideal für ein Erzählcafé (Bild von einer Durchführung im Da-Sein der Offenen Kirche Elisabethen). | © Archivbild OKE
17.12.2018 – Aktuell

Erzählcafés – eine Liturgie persönlicher Art

«Eigentlich durften wir Kinder zu Hause die Krippenfiguren nicht berühren. Aber ich habe jedes Jahr die Last des Kamels auf den Rücken des einen Königs gelegt, wo sie genau hinpasste.» Das habe den strengen Vater nicht wie sonst zum Schimpfen veranlasst, sondern zu einem Schmunzeln. So entstand an der Weihnachtskrippe ein feiner Faden zwischen Tochter und Vater. «Hast du nicht etwas vergessen?», sagte er noch Jahrzehnte später von sich aus, wenn sie die Last des Kamels nicht auf den Rücken des Königs gelegt hatte …

So erinnerte sich eine Teilnehmerin am Erzählcafé in der Kapelle des Universitätsspitals Basel. Unter Leitung der Theologin Kerstin Rödiger holten die Anwesenden in kleiner Runde ihre Erinnerungen an Krippen hervor und hörten sich zu. Für eine halbe oder dreiviertel Stunden liessen sie andere an einer Welt teilhaben, die in ihrem Innern schlummert.

Erzählcafés führt Kerstin Rödiger in unterschiedlichem Rahmen durch, seit sie eine Ausbildung dazu bei Prof. Johanna Kohn, Dozentin an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW in Olten, absolviert hat: Etwa mit den Teams auf Pflegestationen oder mit Asylsuchenden in der Offenen Kirche Elisabethen. Wobei das Erzählen stets freiwillig und nur das Zuhören Pflicht ist.

«Erzählen, und vor allem erzählen lassen, ist unser Kerngeschäft in der Seelsorge», meint Kerstin Rödiger, die sonst als Spitalseelsorgerin tätig ist. «Für mich hat diese Form eine liturgische Bedeutung». Im Erzählcafé verbinden sich die Erzählenden mit sich selbst, und das in Gemeinschaft. Der Zugang ist niederschwellig, das Thema muss sich nicht um die Religion drehen. Es sei ein Teilen von Erfahrungen, manchmal komme auch Schmerzliches zur Sprache.

Kerstin Rödiger kann Erzählcafés in Basel im Rahmen eines kleinen Teilpensums im Bereich Bildung-Spiritualität der RKK Basel-Stadt anbieten. Ab April ist eine Reihe «Religion in Lebensgeschichten» in Kooperation mit Basler Museen geplant. Informationen: www.rkk-bs.ch/pastoralraum/spezialseelsorge/erzaehlcafe.

Christian von Arx