30.12.2017 – Editorial

Engel unter uns

Taizé! Für mehrere Generationen hat dieser Name einen Zauberklang. Vieles in der grossen und in unserer kleinen Welt ist nicht, wie es sein sollte, macht uns Angst. Taizé steht
für das, was wir uns wünschen: Frieden, Begegnung, Vertrauen. Dass es diesen Ort gibt, ist ein Hoffnungsanker in der Welt.

Zwischen Weihnachten und Neujahr kommt Taizé zu uns. Taizé-Basel: Das sind nicht einfach junge Leute aus andern Ländern, die hier ein Happening abhalten. Die Region Basel, die in diesem Fall bis an den Jurasüdfuss, ins Südelsass und Markgräflerland reicht, bringt sich in das Europäische Jugendtreffen ein. Besonders in den Kirchgemeinden haben sich Angestellte und Freiwillige mit Ausdauer und Ideen dafür eingesetzt, Plätze für die Gäste zu finden. Viele Privatpersonen haben den Aufruf gehört und sich gemeldet: Ja, ich kann ein paar Leute aufnehmen. So findet das Treffen nicht nur in den Kirchen und Veranstaltungsorten der Stadt Basel statt, sondern auch zu Hause. Vielleicht ergeben sich daraus Gespräche und Eindrücke, an die sich Gastgeber und Gäste noch oft erinnern werden.

Auch wer nichts mit dem Taizé-Treffen zu tun hat, kann in diesen Tagen Begegnungen suchen. In der Nachbarschaft, in der Verwandtschaft, mit Menschen, die man übers Jahr aus den Augen verloren, aber nicht vergessen hat. Nachfragen, sich erkundigen, sich Zeit nehmen für einen Besuch oder ein Gespräch auf der Strasse: In der Zeit von Weihnachten und Neujahr haben wir dafür ein offeneres Ohr. So stärken wir unser persönliches Netz und das der andern.

Es sind die feinen Netze, die uns bis hierher getragen haben und auch durch das neue Jahr tragen werden. Persönliche Netze, die unsere ganze Gesellschaft tragfähig erhalten, wenn sie an manchen Stellen beschädigt und geschwächt ist. Der Staat tut gut daran, sich der Bedeutung lebendiger Gemeinschaften bewusst zu bleiben, die uns dazu ermutigen, am Leben anderer Anteil zu nehmen.

Zurück nach Taizé, nach Basel: Wer mit Brüdern und Freiwilligen der Gemeinschaft von Taizé in Kontakt kam, die das Jugendtreffen vorbereitet haben, konnte über die unauf­geregte Zuversicht staunen, mit der sie die organisatorischen Aufgaben angehen. Es fehlen noch 7000 Schlafplätze? Das hat überall geklappt, es wird auch in Basel klappen. Tatsächlich hat dieses Gottvertrauen viele kleine und grosse Erfüllungsgehilfen. Die Engel sind mitten unter uns. Vertrauen wir doch darauf, dass sie auch uns im neuen Jahr begleiten.

Christian von Arx