Einseitige Noten

In Nr. 16/2019 von «Kirche heute» schreibt der Redaktor im Editorial mit Überzeugung, was er alles gut findet. Den sieben guten Vorkommnissen der letzten vier Monate stellt er einzig den gravierenden Missbrauchsskandal gegenüber. So weit, so gut. Es ist aber überraschend, wie sicher er ist, was gut und bös ist. Ausser den Missbrauchsfällen, die (nicht) nur von Priestern begangen wurden, haben sich auch katholische Laien noch oft versündigt. Die vielen Ehescheidungen (sogar von kirchlichen Amtsträgern), die vielen Abtreibungen (Auftragsmord, Papstzitat), die verhängnisvolle Entwicklung der assistierten Fortpflanzung, die Infragestellung der Ehe zwischen Mann und Frau, die Ehe für alle, der Umgang mit den Flüchtlingen, «diese Wirtschaft, die tötet» (Papstzitat) usw. All diese Fragen und noch mehr gilt es auch in einem vertieften Dialog aller Beteiligten zu klären, bevor man einseitig Noten verteilt.

Guido Appius, Basel