20.02.2020 – Vatikan

Gemischte Bilanz zu Vatikan-Initiative gegen Missbrauch

Ein Jahr nach dem Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan ziehen Opfervertreter eine gemischte Bilanz. Einerseits hätten der Papst und seine Organisatoren sehr viel erreicht. Andererseits gebe es etliche offene Fragen; zudem sei in vielen Ländern bisher wenig geschehen. Anne Barret Doyle von der US-Organisation «BishopAccountability.org» hob am 17. Februar in Rom anerkennend hervor, dass der Vatikan das Thema zum weltweiten Gespräch gemacht habe. Auch neue Gesetze wie «Vos estis lux mundi», das die Verfahren bei Verdacht auf Missbrauch regelt, ebenso wie die Aufhebung des Päpstlichen Geheimnisses seien wichtige Schritte. Zu oft bräuchten Bischöfe noch den kombinierten Druck von Opferverbänden und Medien, kritisierte Matthias Katsch vom «Eckigen Tisch» in Deutschland.

In ihrer Bilanz für einige Länder mit grosser katholischer Bevölkerung zogen die Vertreter ebenfalls eine gemischte Bilanz. Zwar gebe es hier und dort endlich weitere Massnahmen. Allzu oft aber geschehe wenig und das zu langsam oder gar nichts.

Die vielen, teils auch kleinen Ordensgemeinschaften stellen nach Aussage von Katsch ein weiteres Problem dar. Während vielerorts Diözesen inzwischen handelten, unternähmen etliche dieser Gemeinschaften viel zu wenig. Zudem würden sie lediglich von der relativ kleinen Ordenskongregation im Vatikan kontrolliert. «Was umgekehrt heisst: Viele Orden machen noch, was sie wollen», kritisierte Katsch.

kath.ch

Von konkreten Änderungen zur Missbrauchsprävention in der Weltkirche und im Vatikan spricht der deutsche Jesuit Hans Zollner, Leiter des Zentrums für Kinderschutz an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und einer der Organisatoren des Anti-Missbrauchsgipfels von 2019, im Interview mit Radio Vatikan.