Künftig ist der dritte Sonntag im Jahreskreis in der römisch-katholischen Weltkirche dem Wort Gottes gewidmet. | © Judith Lisser-Meister/pixelio.de
Künftig ist der dritte Sonntag im Jahreskreis in der römisch-katholischen Weltkirche dem Wort Gottes gewidmet. | © Judith Lisser-Meister/pixelio.de
01.10.2019 – Aktuell

Papst Franziskus ruft einen «Sonntag des Wortes Gottes» aus

Der dritte Sonntag im Jahreskreis ist der Bibel gewidmet – erstmals am 26. Januar 2020

Papst Franziskus hat am 30. September einen jährlichen Bibelsonntag für die ganze römisch-katholische Kirche ausgerufen. Besonderen Wert legt der Papst darauf, dass dieser Sonntag die Begegnung mit dem Judentum und die Ökumene fördert.

Der weltweite «Sonntag des Wortes Gottes» soll jeweils am 3. Sonntag im Jahreskreis gefeiert werden und fällt damit in die Nähe der Internationalen Gebetswoche für die Einheit der Christen (18.–25. Januar). Der Papst betont deshalb die Bedeutung des Sonntags für die Ökumene und die Begegnung mit dem Judentum: «Dieser Sonntag des Wortes Gottes fällt so ganz passend in den Zeitabschnitt des Jahres, in dem wir unsere Beziehungen zu den Juden zu festigen und für die Einheit der Christen zu beten eingeladen sind. Es handelt sich dabei nicht um ein bloss zeitliches Zusammentreffen: Die Feier des Sonntags des Wortes Gottes ist von ökumenischer Bedeutung, denn die Heilige Schrift zeigt denen, die auf sie hören, den Weg, der beschritten werden muss, um zu einer authentischen und soliden Einheit zu gelangen.»

«Die Bibel gehört dem Volk»

Die Bibel, so schreibt der Papst weiter, «kann nicht nur einigen wenigen gehören, geschweige denn eine Sammlung von Büchern für wenige Auserwählte sein. Sie gehört vor allem dem Volk, das versammelt ist, um sie zu hören und sich in diesem Wort selbst zu erkennen. (…) Die Bibel ist das Buch des Gottesvolkes, das im Hören auf die Schrift aus der Zerstreuung und Spaltung zur Einheit gelangt. Das Wort Gottes vereint die Gläubigen und macht sie zu einem Volk.»

Im «Motu proprio» zur Einführung des Bibelsonntags weist der Papst auf die persönlichen, die geistlichen und die gemeinschaftlichen Dimensionen der Bibellektüre hin. Mit einem Zitat des heiligen Ephräm des Syrers (306–373 n. Chr.) schreibt der Papst: «Es gibt ebenso viele Möglichkeiten, dein Wort zu deuten, wie Menschen, die es studieren. Gott hat sein Wort in so viele schöne Formen gekleidet, damit ein jeder von denen, die es untersuchen, das, das ihm gefällt, bedenke; und er hat in seinem Wort alle Schätze verborgen, auf dass ein jeder von uns, der über es nachdenkt, von ihm bereichert wird».

Dabei solle man sich vom Heiligen Geist leiten lassen, um nicht einer engstirnigen Bibellektüre zu verfallen: «Ohne sein Wirken gäbe es immer die Gefahr, im bloss geschriebenen Text eingeschlossen zu bleiben. Das führt leicht zu einer fundamentalistischen Auslegung, von der man sich fernhalten muss, um den inspirierten, dynamischen und spirituellen Charakter des biblischen Textes nicht zu verraten.» Dabei, so der Papst, ist der Heilige Geist «auch in denen am Werk, die auf das Wort Gottes hören».

Zentral für die Bibellektüre sei auch die gelebte Glaubenspraxis: «Das Wort Gottes ist in der Lage, unsere Augen zu öffnen, damit wir aus dem Individualismus herauskommen, der zu Erstickung und Sterilität führt. Dazu tut es uns den Weg des Miteinanders und der Solidarität auf.» Ein herausragender Ort, dem Wort Gottes zu begegnen, sei die Eucharistie.

Ein Impuls des Konzils

Für die konkrete Gestaltung des «Sonntags des Wortes Gottes» gibt der Papst erste liturgische und pastorale Hinweise. Mit der Einführung des «Sonntags des Wortes Gottes» setzt Papst Franziskus den Impuls aus dem 2. Vatikanischen Konzil fort, das in der Dogmatischen Konstitution «Dei Verbum» die Bibel für die Kirche wiederentdeckt hatte.

Der neue Bibelsonntag bietet – gemeinsam mit dem von der Schweizer Bischofskonferenz im Jahr 2011 eingeführten «Tag des Judentums» am 2. Fastensonntag – die Chance, die Bibel als Buch des ganzen Gottesvolkes zu entdecken und neue Impulse für die «Biblische Beseelung der ganzen Pastoral» zu setzen. Das Schweizerische Katholische Bibelwerk wird Materialien erarbeiten, um die Feier des Sonntags des Wortes Gottes in den Pfarreien zu fördern.

Die Einführung des Sonntags des Wortes Gottes erfolgte am Gedenktag des Hl. Hieronymus (347–420), der die Heilige Schrift ins Lateinische übersetzt und damit neu zugänglich gemacht hat. Sein Todestag jährt sich im nächsten Jahr zum 1600. Mal.

Detlef Hecking, Bibelpastorale Arbeitsstelle