27.12.2018 – Editorial

«Friede diesem Haus»

Wenn die Voten in den Parlamenten länger und grundsätzlicher werden, hat das nicht immer etwas damit zu tun, dass es knifflige Geschäfte oder gar eine schwere Krise zu bewältigen gibt. Wenn sich zugleich die Präsenz von Politikern und Politikerinnen in der Öffentlichkeit erhöht, kann das mit einer wichtigen Abstimmung zusammenhängen, wahrscheinlicher ist es aber, dass der Termin der nächsten Wahlen näher rückt.

Im nun beginnenden Jahr 2019 sind im Herbst eidgenössische Wahlen angesagt, und bereits im Frühling wählt das Baselbiet auf kantonaler Ebene Parlament und Regierung. Dies wirft die Frage auf, welche Anforderungen an Politikerinnen und Politiker zu stellen sind. Antworten gibt es aus der päpstlichen Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar. Das Motto für 2019 ist gute Politik im Dienst des Friedens.

«Frieden zu bringen steht im Mittelpunkt der Sendung der Jünger Christi. Und dieses ­Angebot richtet sich an alle», hält Papst Franziskus in der kurz vor Weihnachten publizierten Botschaft fest. Das «Haus», von dem Jesus spreche, sei jede Familie, jede Gemeinschaft, ­jedes Land, jeder Kontinent. Insbesondere sei jeder Mensch ohne Unterschiede und Diskri­minierungen gemeint. «Es geht dabei auch um unser ‹gemeinsames Haus›, um den Planeten, den Gott uns als Lebensraum zugewiesen hat, und für den wir achtsam Sorge tragen sollen», heisst es in der Botschaft.

Während der Papst die Gemeinsamkeit betont, dominiert in der Realität der Politik meist das Trennende. Wer Anspruch auf Macht erhebt, muss sich ja irgendwie von den anderen Bewerbern abheben. Ohne Macht geht aber auch nichts; nur wer über Macht verfügt, hat die Mittel, etwas zu gestalten. «Wir wissen, dass ein Machtstreben um jeden Preis zu Missbrauch und Ungerechtigkeit führt», schreibt der Papst. Die Politik sei ein grundlegendes Mittel, um ein Gemeinwesen aufzubauen, aber wenn sie von den Verantwortlichen nicht als Dienst an der menschlichen Gemeinschaft verstanden werde, könne sie zu einem Instrument der Unterdrückung und Ausgrenzung, ja sogar der Zerstörung werden.

Frieden sei das Ergebnis eines grossen po­litischen Projekts, Frieden sei aber auch eine Herausforderung, der man sich Tag für Tag stellen müsse. Franziskus nennt drei untrennbare Dimensionen des inneren und gemeinschaftlichen Friedens: Frieden mit sich selbst, mit dem anderen und mit der Schöpfung.

Die Botschaft findet man in offizieller deutscher Übersetzung hier: www.vaticannews.va

Regula Vogt-Kohler