Zur etwa 20-köpfigen Gruppe von Theologinnen und Theologen in Albe setzten sich aus der Bistumsleitung des Bistums Basel Generalvikar Markus Thürig und die Regionalverantwortliche Gabriele Tietze. (Foto: Anne Burgmer)
Zur etwa 20-köpfigen Gruppe von Theologinnen und Theologen in Albe setzten sich aus der Bistumsleitung des Bistums Basel Generalvikar Markus Thürig und die Regionalverantwortliche Gabriele Tietze. (Foto: Anne Burgmer)
28.06.2018 – Hintergrund

Die sichtbaren Unsichtbaren

Kein Platz auf der Bühne in Genf für die Theologinnen und Theologen in Albe

Trotz Interventionen der Leitung des Bistums Basel gab es für nichtordinierte Seelsorgende an der Papstmesse in Genf keinen Platz im Bereich der Priester und Diakone. Sie machten sich mit ihren Alben im Kirchenvolk trotzdem sichtbar.

Mit Ermutigung durch Bischof Felix Gmür wollten die Theologinnen und Theologen versuchen, in Halle 4 des Genfer Messezentrums Palexpo zu den ordinierten Theologen, also den Priestern und Diakonen, zu gelangen, die Papstmesse mit ihnen mitzufeiern und damit eine Schweizer Kirchenrealität sichtbar zu machen (vgl. Bericht in «Kirche heute» Nr. 25). Als nichtordinierte Seelsorgende machen sie in Pfarreien und Spezialseelsorgen oft die gleiche Arbeit wie Priester und Diakone.

«Ils n’existent pas.» Kurz und knapp. Markus Thürig, Generalvikar des Bistums Basel, überbringt Dorothee Becker und Monika Hungerbühler die Antwort des Liturgieverantwortlichen in Genf. Theologinnen und Theologen in Albe existieren schlicht nicht, und weil die Plätze für die Ordinierten abgezählt sind, können die Theologinnen und Theologen dort nicht sitzen.

Interventionen fruchten nicht

Schon zwei Tage vor der Papstmesse in Genf zeichnet sich ab, dass der Wunsch der nichtordinierten Theologinnen und Theologen vielleicht nicht zu erfüllen ist. Mit der Begründung, man wolle Konfusion vermeiden, ergeht aus dem Vatikan via Charles Morerod, Bischof der Gastgeberdiözese Genf, Lausanne und Freiburg, die Weisung, dass die Frauen und Männer aus den Bistümern Basel, St. Gallen und Chur nicht im Bereich der Priester und Diakone mitfeiern sollen. Interventionen der Bistumsleitung Basel am Gottesdienstort fruchten nicht.

Es sei allerdings kein Problem, so Markus Thürig, die Albe am Platz anzulegen und dort in Albe mitzufeiern. Dorothee Becker und Monika Hungerbühler, die Initiantinnen der Aktion, und ihre Kolleginnen und Kollegen, fünf Männer und zehn Frauen, wollen trotzdem versuchen, bis zum Schluss den Plan umzusetzen oder alternativ Felix Gmür dazu zu ermutigen, bei ihnen zu sitzen statt auf der grossen Bühne vorne: «Wir wünschen uns – wenn wir schon nicht bei den Priestern und Diakonen sitzen können – ein Zeichen der Solidarität.»

Solidarischer Generalvikar

Drei mitgereiste Diakone und ein Priester, dazu Markus Thürig, der Generalvikar, zeigen sich solidarisch und bleiben bei den Theologinnen und Theologen in Albe auf den zugewiesenen Plätzen mitten unter den anderen Gläubigen. Bischof Felix sieht derweil – das schreibt er per SMS – keine Möglichkeit, zu der Gruppe zu kommen. Während der Papst durch die Halle fährt und sich die Gläubigen ihm jubelnd zuwenden, legen die 21 Frauen und Männer ihre Gewänder an, denn es geht ihnen darum, eine Schweizer Realität abzubilden.

Es ist ein eindrückliches Bild, als die Theologinnen und Theologen in Albe zur Kommunion gehen – weisse Theologen, die mitten im bunten Getümmel zeigen, dass sie im Dienst der Kirche stehen. Einer Kirche, die zumindest in Genf sagt «Ils n’existent pas». Es wird noch gesprochen werden müssen über diese Wahrnehmung, das zeigen die Theologinnen und Theologen in Albe mit ihrem Einsatz in Genf.

Anne Burgmer, Horizonte-Aargau