Bischof Felix Gmür nach der Errichtung des Pastoralraums Frenke-Ergolz mit dem Pastoralraumteam und den Ministrantinnen und Ministranten. (Foto: Andreas Roth/www.aroth)
Bischof Felix Gmür nach der Errichtung des Pastoralraums Frenke-Ergolz mit dem Pastoralraumteam und den Ministrantinnen und Ministranten. (Foto: Andreas Roth/www.aroth)
23.06.2018 – Hintergrund

Die biblische Art, die Welt zu lesen

Pastoralraum Frenke-Ergolz auf einem anspruchsvollen Weg

Am vergangenen Sonntag hat Bischof Felix Gmür in Liestal den Pastoralraum Frenke-Ergolz errichtet, den flächenmässig grössten des Kantons Baselland.

«Es geht darum, dass jede und jeder mit unserem Gott in Kontakt kommt. Das ist das Ziel – auch das Ziel der Prozesse, die zu den Pastoralräumen führen.» Das rief Bischof Felix Gmür allen Anwesenden in seiner Predigt im Gottesdienst zur Errichtung des Pastoralraums Frenke-Ergolz in Erinnerung.

Im Fall dieses grossen Pastoralraums war der Prozess mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden. Die beteiligten fünf Kirch­gemeinden sind recht verschieden: Frenkendorf-Füllinsdorf ist schon auf die Ag­glomeration Basel ausgerichtet, während Oberdorf, Sissach und Gelterkinden das weitverzweigte Oberbaselbiet mit seinen teilweise noch ländlichen Gemeinden abdecken. Als Scharnier fungiert Liestal, am Zusammenfluss der namengebenden Flüsse Frenke und Ergolz.

Vor zehn Jahren habe man erstmals von diesem Pastoralraumprojekt gehört, erinnerte sich die Sissacher Kirchgemeindepräsidentin Adriana Linsalata, und in den letzten zwei Jahren hätten die Kirchgemeinden intensiv an einem stabilen finanziellen und vertraglichen Rahmen gearbeitet. «Am Schluss ist es gut herausgekommen – heute ist ein Freudentag», meinte sie.

Zum siebenköpfigen Pastoralraumteam unter Leitung von Pfarrer Peter Bernd (Frenkendorf-Füllinsdorf) gehören die Gemeindeleiter Peter Messingschlager (Liestal-Oberdorf) und Diakon Martin Tanner (Sissach-Gelterkinden) sowie Sabine Brantschen (Oberdorf), Don Raffaele Buono (Missionar der Missione Cattolica Italiana Liestal), Christoph Schneider (Spitalseelsorger) und Diakon Christoph Wiederkehr (Gelterkinden). Pastoralraumleiter Bernd hob eines der strategischen Ziele heraus: «Die biblische Art, die Welt zu lesen, wieder mehr bekannt machen.» Er freute sich, dass die Bistumsleitung gerade auch dort, wo das Pastoralraumkonzept theologische Kritik an den Vorgaben formuliert hatte, positiv reagierte.

Die Musik der Errichtungsfeier in der Liestaler Kirche Bruder Klaus vermittelte ein modernes Kirchenverständnis. So sang der Kirchenchor Liestal Gloria, Sanctus und Kyrie aus der Missa africana von Michael Schmoll. Ein Ad-hoc-Chor aus Sängerinnen und Sängern aller fünf Pfarreien trug Lieder zu Texten des zeitgenössischen Theologen und Dichters Huub Osterhuis vor. Das Kirchenlied «Der Geist des Herrn erfüllt das All» erklang mit modernisiertem Text: «Schöpferin Geist erfüllt das All.»

Als Sinnbild für die fünf Pfarreien, die Missione und die Spitalseelsorge des Pastoralraums standen sieben junge Apfelbäumchen im Chorraum. «Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen»: Das oft Luther zugeschriebene Wort taucht erstmals in einem Rundbrief der Bekennenden Kirche vom Oktober 1944 auf, wie Pfarrer Peter Bernd im Gottesdienst erklärte. Selbst in jener Zeit schwerster Prüfungen in Deutschland behielt die Zuversicht recht, warum also nicht im Baselbieter Pastoralraum Frenke-Ergolz im Jahr 2018?

Christian von Arx