Fasnächtliche Stimmung in der Elisabethenkirche beim Workshop zur Basler Fasnacht am Taizé- Jugendtreffen. (Foto: Regula Vogt-Kohler)
Fasnächtliche Stimmung in der Elisabethenkirche beim Workshop zur Basler Fasnacht am Taizé- Jugendtreffen. (Foto: Regula Vogt-Kohler)
03.02.2018 – Hintergrund

«Die Basler Fasnacht ist einfach anders»

Einen Vorgeschmack auf die scheenschte Dääg gab es schon am Taizé-Jugendtreffen

Nur noch ein paar wenige Male schlafen, und dann geht die Post ab. In den nächsten Wochen hat Frau Fasnacht die Region Basel fest im Griff. Bereits beim Taizé-Jugendtreffen ging es in der Basler Elisabethenkirche fasnächtlich zu und her.

Natürlich waren die Basler Fasnächtler und Fasnächtlerinnen schon immer davon überzeugt, einen einzigartigen Beitrag zum kulturellen Leben zu leisten, doch seit dem 7. Dezember 2017 ist das nun mit einem Unesco-Label auch offiziell anerkannt. Die Basler Fasnacht figuriert auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Dafür gab es am Workshop des Taizé-Jugendtreffens einen herzlichen Applaus von jungen Leuten aus ganz Europa, welche die Elisabethenkirche bis auf den allerletzten Platz gefüllt hatten. Mit dem Arabi und der Route-Symfonie hatten Pfeifer und Tambouren für den musikalischen Auftakt gesorgt, und nach dem Bewerbungsfilm für die Unesco-Auszeichnung hatten Felix, Karin, Hans und Dalit das Wort.

Die Basler Fasnacht sei nicht die beste und die einzige, wie manche Aktive sagen würden, sondern einfach anders, sagte Felix Rudolf-von-Rohr, der ehemalige Obmann des Fasnachtscomités. Die Basler Fasnacht sei wie ein grosses Theater, sagte Dalit Bloch. Dass an der Basler Fasnacht (im Unterschied zu Fasnachten andernorts) das Publikum nicht aktiv ist, ist für sie nicht negativ, sondern «part oft the game». Drei Säulen tragen gemäss ­Rudolf-von-Rohr die Basler Fasnacht: Sie ist ein gesellschaftlicher Anlass, sie ist Kunst, und sie ist Kritik. Mit der Maske schlüpft man in die Rolle des Hofnarrs, der das Recht hat, die Mächtigen mit der Wahrheit zu konfrontieren.

Fasnacht und Religion – ist das ein Problem? Die Gesprächsrunde verneinte, wenigstens was die Gegenwart betrifft. Der reformierte Pfarrer Hans Rapp berichtete, dass er, das jüngste von sechs Kindern, als erster aktiv Fasnacht machen konnte. Lange habe die Kirche das Vorurteil gehegt, Fasnacht sei unmoralisch. In den 1960er-Jahren habe sich dann auch die Einstellung zum Fasnachtmachen geändert und die Leute hätten realisiert, dass es nicht schwierig sei, die Welt der Kirche und der Fasnacht zu verbinden. Er verweist auf Jesaja 5, der als Liebeslied beginnt und mit Kritik an Gottes Volk endet. Uns Menschen den Spiegel vorzuhalten, sei auch eine biblische Idee, meinte Karin Schaub, christkatholische Diakonin und Schnitzelbänklerin.

Regula Vogt-Kohler

Herren- und Bauernfasnacht

Wegen der verschiedenen Fasnachtstermine dauert die närrische Zeit in der Region Basel besonders lange. Während in den Gemeinden des ehemaligen Fürstbistums am Aschermittwoch (dieses Jahr am 14. Februar) Schluss mit lustig ist, geht es in der Stadt und ihren ehemaligen Untertanengebieten erst danach los. Dies hat nichts mit der Reformation zu tun, sondern geht auf eine Reform der 40-tägigen vorösterlichen Fastenzeit im 11. Jahrhundert zurück. Weil nach einem Beschluss des Konzils von Benevent neu die sechs Sonntage ausgenommen waren, begann die Fastenzeit entsprechend früher. Nicht alle hielten sich an die neue Ordnung. Der Begriff «Herrenfasnacht» leitet sich vom obrigkeitlich angeordneten neuen Fasnachtstermin ab. rv

Fasnacht in Kirche und Museum

Ökumenische Kirche Flüh
Am Sonntag vor dem Basler Morgenstreich, am 18. Februar, um 10 Uhr findet in der ökumenischen Kirche Flüh SO ein fasnächtlicher Gottesdienst im Rahmen der ökumenischen Sonntage statt. Eine Pfeifergruppe der Junteressli aus Basel führt musikalisch durch diesen besonderen Anlass. Im letzten Amtsjahr von Pfarrer Armin Mettler erleben die Besucher und Besucherinnen des Fasnachtsgottesdienstes noch einmal eine appenzellische Narrenpredigt. Die träfen und gereimten Verse über das vergangene Ökumenejahr beziehen auch Papst Franziskus ein, der in der Weihnachtsansprache über seine Reformpläne in der römischen Kurie kritisch sagte: «In Rom Reformen zu machen, ist wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen.» Anschliessend sind alle herzlich zu einem Apéro eingeladen.
oekumenische-kirche.ch

Offene Kirche Elisabethen Basel
Unter dem Titel «Gäll de kennsch mi nit?» findet am Sonntag, 18. Februar, 10.30 Uhr, in der Offenen Kirche Elisabethen eine gottesdienstliche Feier vor dem Morgenstreich statt. An der fröhlich-besinnlichen Einstimmung auf die drei schönsten Tage im Jahr wirken Comité-Schnitzelbänke, Pfeifer/innen, Trommler und Überraschungsgäste mit. Die Kollekte ist für die Offene Kirche und das Basler Marionetten-Theater bestimmt. Danach gibt es einen Apéro.
offenekirche.ch

Museum der Kulturen Basel
Am Sonntag, 4. Februar, von 11 bis 12 Uhr, gibt es im Basler Museum der Kulturen eine Führung zur Basler Fasnacht. Da geht es um Fragen wie: Seit wann gibt es den Morgestraich? Warum beginnt die Basler Fasnacht am Montag nach dem Aschermittwoch und um vier Uhr morgens? Von 15 bis 16 Uhr Führung in Gebärdensprache mit Lautsprache. Kinder können im offenen Kinderatelier von 13 bis 17 Uhr Larven aus Karton gestalten.
mkb.ch