Weisser Sonntag im August 2020 in Binningen: Seelsorgerin Annette Jäggi und Priester Heinz Warnebold mit den Kindern einer Erstkommuniongruppe. | zVg
Weisser Sonntag im August 2020 in Binningen: Seelsorgerin Annette Jäggi und Priester Heinz Warnebold mit den Kindern einer Erstkommuniongruppe. | zVg
08.04.2021 – Aktuell

Der Weisse Sonntag findet statt – jetzt oder später

In vielen Pfarreien feiern die Kinder ihre Erstkommunion im Sommer oder Herbst

Strenge Regeln für Gottesdienste, Treffen im Privatbereich und internationale Reisen, geschlossene Restaurants: Erstkommunionfeiern im zweiten Frühling der Pandemie sind zwar möglich, doch nur wenige Pfarreien haben sich für den traditionellen Termin entschieden.

In der Pfarrei Heilig-Kreuz, welche Binningen und Bottmingen umfasst, war schon früh alles klar. Ein erstes Treffen fand noch statt, dann fiel angesichts der sich zuspitzenden Situation Ende Oktober/Anfang November der Entscheid, die Erstkommunion inklusive Vorbereitung zu verschieben. So sind nun die Vorbereitungsblöcke, an denen die Kinder etwas über die Bedeutung der Mahlgemeinschaft mit Jesus und generell der Gemeinschaft erfahren, neu für die Auffahrtstage und die letzte Sommerferienwoche vorgesehen.

Zur Überbrückung des Unterbruchs gab es einen Ordner aus dem Benno-Verlag, den Annette Jäggi, die für die Erstkommunion zuständige Seelsorgerin, mit einleitenden Inputs für die Eltern ergänzte. Eine Online-Gruppenstunde in Form eines Clips ermöglichte den Kindern den Einstieg in das Buch. Jäggi ging davon aus, dass es nun für eine Weile keine physischen Treffen geben würde, doch dann passierte etwas Unerwartetes. Eltern hätten angefragt, ob man nicht gemeinsame Gottesdienste durchführen könne. Diesem Wunsch folgend erarbeitete Jäggi das Konzept der Weggottesdienste unter dem Titel «Gemeinsam auf dem Weg zur Erstkommunion».

Grosses Echo für Weggottesdienste

Zur Premiere im Februar seien so viele Eltern und Kinder erschienen, dass die Gottesdienste nun doppelt geführt würden, sagt Jäggi. Die Weggottesdienste seien ein freiwilliges Angebot, betont sie. Umso überraschter war sie vom grossen Interesse. Als sie eine Mutter darauf angesprochen habe, habe diese gesagt: «Es ist wichtig für mich, damit ich verstehe, worum es geht.»

Die Begeisterung, welche die positiven Reaktionen bei der Seelsorgerin und Theologin ausgelöst haben, ist auch am Telefon spürbar. «Das gab mir einen Adrenalinkick», sagt Jäggi dazu. Und es gibt auch Anlass zu überlegen, welche Elemente man beibehalten könnte. «Wir haben früher nie mit einem Buch gearbeitet.» Der Ordner sei «toll» und teilweise mit den Weggottesdiensten verknüpft. Kurze Hinweise am Ende der Weggottesdienste laden die Erstkommunionkinder dazu ein, das Thema des Gottesdienstes zu vertiefen.

Enge Grenzen für Gemeinschaft

Zu Jäggis Bedauern verunmöglicht es Corona, erlebnispädagogisch zu arbeiten. So fiel der Besuch in der Mühle in Schinznach aus. Um den Erstkommunionkindern doch noch ein Gruppenerlebnis zu bieten, denke man über eine Abschlussreise nach.

Auch Esther Sartoretti, Religionspädagogin im Seelsorgeverband (SV) Angenstein, weist darauf hin, dass die Pandemie der Gemeinschaft, um die es ja bei der Erstkommunion geht, enge Grenzen setzt. «Uns ist es wichtig, dass die Kinder auch Gemeinschaft spüren können», sagt sie. Der für Januar geplante Gemeinschaftstag musste jedoch in den Juni verschoben werden. Die auf Kinder zugeschnittenen Gottesdienste sind nicht nur in Binningen, sondern auch im SV Angenstein gefragt. Die wöchentlichen Schülergottesdienste seien sehr gut besucht, vor allem von den Familien der Erstkommunionkinder, berichtet Sartoretti. «Die Eltern sind sehr dankbar, wenn wir etwas anbieten, und nehmen das Angebot gerne wahr.»

Die Erstkommunionfeiern finden auch in Aesch, Duggingen und Pfeffingen nicht an den traditionellen Terminen im Frühling, sondern erneut im Herbst statt. Welche Rahmenbedingungen dann gelten werden, weiss natürlich im Moment niemand. Aufgrund der Erfahrungen im vergangenen Jahr wisse man, wie wichtig es sei, dass nicht nur die Erstkommunionkinder und ihre Eltern, sondern auch die Grosseltern, Gotte und Götti und weitere Verwandte an der Feier teilnehmen können, betont Sartoretti. Mit der 50-Personen-Regel ist die Kapazität für Gottesdienste im Vergleich zur Situation im Spätsommer und Herbst 2020 noch weiter eingeschränkt worden. Vor diesem Hintergrund fiel auch in Ettingen der Entscheid, die Erstkommunionfeier vom Weissen Sonntag in den Spätsommer zu verschieben. Für den 11. April wäre eine abgespeckte Version vorgesehen gewesen, berichtet Pfarrer Roger Schmidlin. Die Eltern hätten allerdings den starken Wunsch für eine Verschiebung geäus­sert, in der Hoffnung, dass das Fest Ende August mit allem, was dazu gehört, stattfinden könne.

Weisser Sonntag in Therwil

Einzelne Pfarreien haben hingegen am traditionellen Termin festgehalten. So gibt es in Therwil am Wochenende nach Ostern vier Erstkommunionfeiern. Für die Pfarrei St. Stephan in Therwil war diese Kunde aus Solothurn eine Ermutigung, die Erstkommunion am Weissen Sonntag durchzuführen. Nur wenige Familien, die bis zuletzt auf ein grosses Fest gehofft hätten, seien abgesprungen, berichtet Gemeindeleiterin Elke Kreiselmeyer.

Aus den Auswirkungen von Corona hebt sie den überraschend intensiven Austausch mit den Eltern hervor. Noch nie habe sie zu den Kommunioneltern so viel Kontakt gehabt wie in diesem Jahr, berichtet sie. «In der von aussen aufgezwungenen Distanz ist seltsamerweise eine grosse Nähe entstanden und so das Gefühl einer ‹verschworenen Gemeinschaft›, die sich gegen die Isolation stemmt.» Jetzt feiern zu dürfen, sei besonders schön, «fast so eine Art Triumph über die Pandemie».

Die Einschränkungen durch die Pandemie haben die Vorbereitung stark geprägt. So fanden die Kommunionnachmittage als Videokonferenzen statt. Das habe sehr gut geklappt. Zunächst seien die Kinder noch etwas schüchtern und vor allem auch unsicher mit der Technik gewesen, doch sei dann der Umgang immer lockerer geworden. Das «totale Highlight» für viele Kinder sei das gemeinsame Singen mit Gitarrenbegleitung durch die Gemeindeleiterin gewesen.

Regula Vogt-Kohler