Die Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz am 26. November im Gespräch mit Papst Franziskus. | © KNA-Bild
Die Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz am 26. November im Gespräch mit Papst Franziskus. | © KNA-Bild
30.11.2021 – Aktuell

«Der Papst hat gesagt: Wir brauchen Zeit»

Zweistündiges Gespräch der Schweizer Bischöfe mit Papst Franziskus

Papst Franziskus verstehe die Erneuerung der Kirche viel stärker geistlich als strukturell. Diesen Eindruck nehmen die Schweizer Bischöfe von ihrem Gespräch mit dem Papst in die Schweiz mit.

Papst Franziskus hat am 26. November die Bischöfe der Schweiz zu einem knapp zweistündigen Gespräch empfangen. Die Begegnung war Teil des einwöchigen Ad-limina-Besuchs der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Seit dem 22. November hatten die Mitglieder der SBK zahlreiche Gespräche mit Vatikanbehörden wie der Klerus-, der Bildungs- und der Glaubenskongregation geführt.

«Der Papst hat die Antwort auch nicht»

Im Vorfeld des Besuchs hatte die SBK angekündigt, die Bischöfe würden sich «mit dem Papst über ihre Erfahrungen bei der Vorbereitung zur nächsten Bischofssynode austauschen sowie die Frauenfrage ansprechen». Am Abend nach dem Gespräch machte der Präsident der SBK, Bischof Felix Gmür von Basel, gegenüber der Tagesschau des Fernsehens SRF eine erste kurze Aussage zum Inhalt: «Wir haben beim Papst und in allen Dikasterien ganz viele Themen angesprochen, aber immer die Rolle der Frau, immer die Laien, immer den Dienst des Priesters, immer die Weitergabe des Glaubens. Es geht ja um den Glauben. Der Papst hat hier keine Türen zugemacht. Hat aber gesagt: Wir brauchen Zeit. Und wir müssen hören. Wir haben jetzt nicht die Antwort. Er auch nicht.»

Franziskus denkt eher geistlich als strukturell

Laut dem Bericht von Roland Juchem, Leiter des Rom-Büros von kath.ch, räumte Gmür ein, es sei nicht immer einfach, die Position des Papstes in Diözesen und Gemeinden verständlich zu machen. Anders als viele andere Katholiken denke Franziskus weniger strukturell. Die Erneuerung der Kirche, um die es im weltweiten synodalen Prozess geht, verstehe der Papst viel stärker geistlich. Für Franziskus sei ein dialogischer Austausch vonnöten, «der darauf bedacht ist, die Einheit zu wahren». Der Ansatz des Papstes sei: Wie können Christen, im Zusammenspiel zwischen Klerikern, Laien, Frauen und Männern, den Glauben überzeugender weitergeben?

Synodaler Prozess ist kein parlamentarischer Prozess

In einem Interview mit Raphael Rauch von kath.ch erklärte Bischof Felix Gmür im Zusammenhang mit dem synodalen Prozess, für den Papst sei die Logik der Erneuerung der Kirche nicht die Logik der Politik. «Es ist kein parlamentarischer Prozess, wo es Meinungen gibt und wo einfach abgestimmt wird.» Synodale Prozesse hätten auch parlamentarische Anteile, aber eben nur Anteile: «Es ist kein Weltparlament, wo man am Ende dem Papst sagen kann: 87 Prozent wollen das – also machen wir es.» Dem Papst gehe es aber darum, Prozesse anzustossen.

Auf die Frage nach dem Pflichtzölibat meinte Gmür, der Papst «wirbelt auf, damit die Leute in Bewegung kommen». «Aber ob Franziskus hier etwas entscheidet, da bin ich skeptisch.»

In einem zweiten Teil des Interviews zur Frage der kirchlichen Ämter für Frauen sagte Bischof Gmür,  er rechne nicht mit schnellen Lösungen. «Wenn ich sage: ‹Frauen müssen zu Priesterinnen geweiht werden›, kann ich nicht mehr diskutieren, sondern nur noch mit Ja oder Nein antworten. Und das mag der Papst nicht.» Zur Frage einer Beauftragung zum sakramentalen Dienst verwies der Bischof von Basel auf eine geplante Tagung und ergänzte: «Da kann man jetzt nicht einfach sagen: Ja oder Nein. Das ist eine theologische Frage. Ausserdem geht es nicht nur um Frauen, sondern auch um Männer, die keine Priester sind.»

kath.ch/cva