Unter dem grossen Deckenbild: Restaurator Stefan Buess auf dem Gerüst in der Therwiler Stephanskirche. | © Regula Vogt-Kohler
Unter dem grossen Deckenbild: Restaurator Stefan Buess auf dem Gerüst in der Therwiler Stephanskirche. | © Regula Vogt-Kohler
17.09.2019 – Aktuell

Zurück zum Rokoko

Innensanierung der Therwiler Kirche St. Stephan

An den Denkmaltagen war die St. Stephanskirche erstmals seit Beginn der Innensanierung wieder öffentlich zugänglich. Restaurator Stefan Buess informierte auf dem Gerüst, auch über die Sünden der letzten Renovation.  

Als die Therwiler St. Stephanskirche nach vierjähriger Bauzeit am 19. Oktober 1631 eingeweiht wurde, war sie im Innern noch nicht vollständig eingerichtet. Doch bereits 1632 und 1633, also immer noch mitten im 30-jährigen Krieg, kamen die beiden figurenreichen Seitenaltäre. Sie sind heute ebenso noch erhalten wie die reich verzierte Kanzel und der prunkvolle Hochaltar, die im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts folgten.

Das nächste Jahrhundert brachte eine grosse Umgestaltung des Langhauses. Der späte Rokokostil hielt in St. Stephan Einzug, den Abschluss machte 1781 das grosse Deckenfresko, das bereits bei der Sanierung des Dachstocks im vergangenen Jahr im Zentrum stand. Ging es damals darum, das am Gebälk hängende Werk nicht zu gefährden, war nun das Bild selbst Gegenstand der Sanierung.

An den Denkmaltagen am 14./15. September hatte das Publikum Gelegenheit, auf das Gerüst zu steigen und das gereinigte Fresko aus allernächster Nähe zu betrachten. Das Ausmass der Verschmutzung war bei erst teilweise gereinigten Bildern deutlich zu erkennen. Ursache des Drecks sind Kerzenruss und Staub.

Qualität der späteren Veränderungen

Die Arbeiten richten sich nach der Devise «zurückführen zu einem bestimmten Urzustand unter Berücksichtigung der Geschichte des Gebäudes», wie es Buess formulierte. Massgebend sei die Qualität der späteren Veränderungen, erläuterte Walder Niederberger, stellvertretender Denkmalpfleger des Kantons Basel-Landschaft. «Nicht nur der Urzustand ist gut!» betonte er.

Die verschiedenen Umgestaltungen und Renovationen haben ihre Spuren hinterlassen. «Mit jeder Restauration wurde die Kirche bunter», beschrieb es der für die Innen- und Aussensanierung verantwortliche Architekt Jörg Bucher. Aus der Sicht der Denkmalpflege definitiv zu bunt wurde es mit der Sanierung 1991. Der damalige Architekt habe die Denkmalpflege nur sporadisch beigezogen, und diese war dann mit dem Resultat nicht glücklich. Die blau gestrichene Decke und die gelb bemalten Wände entsprächen nicht dem Barock, sagte Bucher. Mit Weiss geht es nun zurück zum Rokoko.

Haustechnik unsichtbar

Die für die nun laufende Sanierung gewählten Massnahmen seien alle reversibel und zu Handen späterer Generationen gut dokumentiert, sagte Buess. Die technischen Einrichtungen, also insbesondere die Beleuchtungskörper, werden so platziert, dass sie für den Besucher möglichst nur wirksam, aber nicht sichtbar sind. Die Wiedereröffnung der Kirche ist für Mitte November vorgesehen. Die Innenausstattung wird dann um das zeitgenössische Kunstwerk «Zeuginnen der frühen Kirche» reicher sein.

Regula Vogt-Kohler

Noch dominieren in der Therwiler Pfarrkirche die Baugerüste. | © Regula Vogt-Kohler
Die Inschrift auf dieser Holzstütze belegt das Weihejahr 1631. | © Regula Vogt-Kohler