Valentinstag: Vielleicht doch auch eine Chance, wieder anders hinzuschauen? | © Rainer Aschenbrenner/pixelio.de
Valentinstag: Vielleicht doch auch eine Chance, wieder anders hinzuschauen? | © Rainer Aschenbrenner/pixelio.de
06.02.2020 – Impuls

1. Korinther 13,2–8

Wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besässe und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.

Neue Einheitsübersetzung 2016

 

Den Liebesakku aufladen

Bald ist es wieder so weit! Die Werbung hat inzwischen dazu beigetragen, dass bereits jedes Kind weiss: Am 14. Februar ist Valentinstag! Ein Tag, der einlädt, die Liebe zu feiern und Beziehungen zu pflegen – oft auch «der Tag der Liebenden» genannt. Floristen, Parfümerien und Confiserien künden schon im Vorfeld diesen Tag an und weisen auf die passenden Geschenke hin.

Doch wer ist dieser Valentin, der uns bis heute auffordert, unsere Liebsten nicht zu vergessen? Und was hat es mit diesem Valentinstag auf sich? Valentin gilt als Patron der Liebenden. Er soll Verliebte, die damals nicht heiraten konnten oder durften, gegen den Willen des Kaisers heimlich getraut haben und dafür enthauptet worden sein. Zudem hat er der Legende nach den frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten geschenkt.

Der Valentinstag als Tag der Liebenden geht aber noch weiter zurück in vorchristliche Zeit. Im antiken Rom gedachte man am 14. Februar der Göttin Juno, der Beschützerin von Ehe und Familie. Ihr wurden an diesem Tag Blumen geopfert und andererseits schenkte man den Frauen Blumen.

Der Valentinstag – einfach nur ein Feiertag für die Blumenhändler? Ein Tag, an dem Floristen auf grosse Gewinne hoffen? Einfach wieder so ein Import aus Amerika? Ein Kassenschlager, der uns das Geld aus der Tasche ziehen soll, der Liebe verkitscht oder zusätzliche Beziehungskonflikte schafft, wenn nicht alles rosarot läuft? Braucht es denn unbedingt einen ausdrücklichen Feiertag, um der geliebten Person Blumen zu schenken oder Danke zu sagen und die Liebe zu feiern? Sind das nicht Zeichen einer kranken Gesellschaft, wenn sich das nur auf bestimmte Tage reduziert? Wie oft habe ich diese Kritik in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis schon gehört und – um ganz ehrlich zu sein – mich ihr auch angeschlossen.

Aber ist es nicht wunderbar, dass es einen Tag im Jahr gibt für die Liebe, die uns das ganze Leben hindurch umtreibt, erfüllt, scheitern lässt, blind macht und wieder anders hinschauen lehrt … Ist so ein Tag nicht auch eine Chance, unseren inneren Liebesakku wieder zu laden? Niemand zwingt uns zu einer rosaroten Brille!

Bei all der schwachsinnigen Oberflächlichkeit, mit der sich heutzutage die Werbung des Themas der «Liebe» bemächtigt, können uns Texte wie das «Hohelied der Liebe» von Paulus an die Korinther helfen, dem Thema wieder eine andere Tiefe zu geben. Der Hoffnungspunkt in diesem Text ist für mich persönlich dieser fast unscheinbare Halbsatz, in dem Paulus sagt: «… hätte aber die Liebe nicht». Anders gesagt bedeutet dies: «Sieh zu, dass du das, was du tust, mit Liebe tust!» Diese Worte haben für mich etwas ungemein Befreiendes: Was wir aus Liebe tun, mag vielleicht nicht immer richtig sein. Aber es kann vor Gott bestehen.

Der Valentinstag: Nur eine kommerzielle Erfindung? Oder vielleicht doch auch eine Chance und eine Einladung zum Innehalten, Auftanken und Nachdenken?

Nadia Miriam Keller, Theologin, ursprünglich Pflegefachfrau