Die drei Marien am Grab: Ein Werk des englischen Malers und Dichters ­William Blake (1757–1827), im Fitzwilliam Museum, Cambridge. | © The William Blake Archive
Die drei Marien am Grab: Ein Werk des englischen Malers und Dichters ­William Blake (1757–1827), im Fitzwilliam Museum, Cambridge. | © The William Blake Archive
18.04.2019 – Aktuell

Das Unglaubliche erwarten

Ereignisse, die über unser Leben zu entscheiden scheinen, können handlungsunfähig machen. Unheilbare Krankheiten und zerrüttete Beziehungen, Erfahrungen von Machtlosigkeit, Gefühle des Ausgeliefertseins – Ohnmacht herrscht. Mit dem Gefühl, alles habe keinen Sinn mehr, versuchen wir dann irgendwie zu überleben. Es sei denn, wir finden den Mut und die Kraft, dennoch zu leben im Vertrauen auf etwas, das uns und die Welt trägt. Den Faden halten, auch wenn wir ihn nicht zwischen unseren Fingern spüren, zu einer göttlichen Kraft, die auch in ausweglosen Situationen unseres Daseins eine Perspektive entstehen lässt.

Die Frauen, die am Ostermorgen mit Salböl zum Grab aufbrechen, versuchen, was für sie in bitterer Trauer und Enttäuschung möglich ist. Sie tun das noch Mögliche, um mit dem Entsetzlichen umzugehen. Der, dem sie vertraut haben, wurde hingerichtet. Der ihre Hoffnung auf Gott geweckt und genährt hat, wurde als Verbrecher ans Kreuz gehängt. Freunde und Freundinnen haben ihm eine letzte Ruhestätte gegeben. Einen letzten Liebesdienst wollen sie ihm nun erweisen und seinen geschändeten Körper salben. Doch dieser ist nicht zu finden und leuchtende Gestalten berichten, dass hier kein Toter mehr liegt, sondern dass das Unglaubliche geschehen ist: «Er ist auferstanden.»

Aufbrechen zum Grab ist genährt von der Überzeugung und dem Glauben, dass es gut ist, das Mögliche zu tun. Wenn die Meere ansteigen durch unsere Lebensweise, und Menschen aus verödeten Landstrichen fliehen, können wir die Schultern hängen lassen und bedauern. Oder wir wagen heute und jeden Tag Zeit den «Aufbruch in eine bessere Welt»! Kinder und Jugendliche gehen auf die Stras­se, weil sie daran glauben, dass nicht alles verloren ist. Sie ist sicher nicht ohne unsere Entschiedenheit zu retten, unsere Welt. Es hat Sinn, in der Sorge um das Leben zu tun, was möglich ist, da, wo wir stehen. Wir sind aufgefordert, auch heute sichtbar an Ostern zu glauben und aufzustehen!

Marie-Theres Beeler, Klinik- und Spitalseelsorgerin, Liestal