27.06.2019 – Leserreaktionen

Wieviel wärmer wäre die Kirche?

Zu den Leserbriefen in «Kirche heute» Nr. 24/25 zu «Mit Mitra und pinkem Punkt an die Demo»

Mein Brief möchte eine Antwort geben auf die Leserbriefe von einer Frau und vier Männern der Ausgabe 24/25 von «Kirche heute».

Wenn eine Gemeinschaft, ich meine hiermit die katholische Kirche, gut funktionieren soll, müssen wir einander zuhören und ernst nehmen. Ich respektiere die Aussagen dieser Personen; sie drücken Empörung, Wut, aber auch Angst vor Veränderung aus. Unsere Welt befindet sich in einem enormen Wandel, was vielen Menschen Angst bereitet, und sie suchen dort Halt, wo es wenig Veränderung gibt.

Aber es gibt auch anders denkende religiöse Frauen und Männer; sie möchten mitreden und die Kirche mitgestalten; sie fühlen sich für Ämter berufen, die ihnen durch die Strukturen der Kirche verwehrt sind. Es geht nicht um eine Modeströmung, vielmehr um eine zeitgemässe Gleichberechtigung der Frauen. Die stark patriarchal geprägte katholische Kirche diskriminiert Frauen und sendet eine negative Botschaft in die Welt, vor allem in Länder, in denen Frauen unterdrückt werden. Ob sich diese fünf Personen schon einmal Gedanken darüber gemacht haben, warum im Bistum Basel pro Jahr nur noch ein Mann sich fürs Priesteramt entscheidet anstatt zehn, warum es so viele Missbrauchsfälle gibt? Wieviel menschlicher, wärmer und glaubwürdiger wäre eine Kirche, in der Frauen wie Männer gleichberechtigt wären?

Kürzlich hat ein Priester erzählt, seine Firmlinge hätten gesagt, die Kirche würde nicht mehr atmen. Ohne Atem ist Leben unmöglich. Ist dies nicht eine Aussage, die nachdenklich und traurig macht? Diese Jugendlichen sind die Zukunft unserer Welt und unserer Kirche.

Der Heilige Geist möchte Verhärtetes aufbrechen. Möge sich die katholische Kirche und wir uns alle, die wir Kirche sind, von dieser Geistkraft berühren lassen, damit sie wieder lebendig und wärmer wird.

Edith Sutter, Basel