Bischof Felix Gmür mit Sprecherin Encarnación Berger-Lobato an der Medienkonferenz der SBK. | © Ueli Abt, kath.ch
Bischof Felix Gmür mit Sprecherin Encarnación Berger-Lobato an der Medienkonferenz der SBK. | © Ueli Abt, kath.ch
19.09.2019 – Aktuell

«Auch die leisen Stimmen hören»

Bischofskonferenz gleist «Prozess zur Erneuerung der Kirche» auf

Das Thema «Erneuerung der Kirche» war Schwerpunkt der 325. Vollversammlung der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Die Schweizer Bischöfe suchen zwei bis drei Personen für eine Steuerungsgruppe, die den Prozess gestalten soll.

Die Schweizer Bischöfe vermeiden den in Deutschland gewählten und umstrittenen Begriff «synodaler Weg» und sprechen dafür von einem «Prozess zur Erneuerung der Kirche». Eine aus zwei bis drei Personen bestehende externe Steuerungsgruppe soll diesen Prozess planen, gab SBK-Präsident Felix Gmür an der Medienorientierung vom 19. September in Bern bekannt. Namen könne die SBK derzeit noch nicht bekanntgeben. Aber es sei klar, dass die Steuerungsgruppe Personen aus der Deutsch- und Westschweiz und dem Tessin enthalten und beide Geschlechter vertreten sein sollen. Mit «extern» sei gemeint, dass es sich nicht um Mitglieder der SBK handle, führte Gmür auf Nachfrage aus.

Dieses Vorgehen hat die 325. Vollversammlung der Schweizer Bischofskonferenz festgelegt, die vom 16. bis 18. September in St-Maurice VS stattfand.

«Charisma des Zuhörens»

Wie von Papst Franziskus immer wieder gewünscht, werde das «Charisma des Zuhörens» im Zentrum der Aufmerksamkeit des bevorstehenden Weges stehen, sagte Gmür weiter. Dabei sollen auch die «leisen Stimmen» hörbar werden: Bereits im August hatte die SBK bekannt gegeben, dass insbesondere auch Personen ausserhalb der kirchlichen Strukturen berücksichtigt werden sollen. Auch Organisationen sollen einbezogen werden, «aber nicht nur».

Ziel des Prozesses sei es, die aktuelle Glaubwürdigkeitskrise zu überwinden. «Wir sehen, dass vielerorts die Frustration hoch ist», so Gmür. Der SBK-Präsident sagte aber auch, dass man sich genug Zeit für den Prozess lassen wolle, wie es in der Schweiz üblich sei nach dem Motto: «Was lange währt, wird endlich gut.»

Mögliche Themen

Die Schweizer Bischöfe schlagen folgende Themen zur Behandlung im Rahmen des Prozesses vor: Glaube und Glaubensweitergabe, Rolle der Frauen, Zölibat und viri probati, sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch.

Ein Thema wie die Rolle der Frauen sei sowohl ein Thema der Welt- wie auch der Lokalkirchen. «Meiner Meinung nach können Frauen dieselbe Rolle übernehmen wie jene Männer, die nicht geweiht sind», sagte Gmür. Auf Ebene der Lokalkirche könne man zum Beispiel anschauen, was die Präsenz der Frauen in den staatskirchenrechtlichen Körperschaften sei.

Als mögliches Ergebnis des Prozesses zur Erneuerung nannte Gmür zwei Beispiele. So könne etwa resultieren, dass die Schweizer Bischöfe ermuntert würden, in einem Brief den Papst auf ein bestimmtes Thema anzusprechen. Oder auch, dass zwischen Pfarrei und Kirchgemeinde die Zuständigkeit bei der Ernennung neuer Seelsorger geklärt werde.

Einen Terminplan für den Prozess gibt es laut SBK noch nicht. Dieser werde von der Steuerungsgruppe definiert, sobald diese ihre Arbeit aufgenommen habe.

Ueli Abt, kath.ch